BKV-Preis 2024 für Junges Kunsthandwerk verliehen

• Förderung junger Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker seit 2006
• Preisverleihung auf der Internationalen Handwerksmesse IHM

Bei der Verleihung des BKV-Preises 2024:<br /><p>Die ausgezeichneten Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker gemeinsam mit dem BKV-Vorsitzenden B. Michael Andressen (links), der BKV-Geschäftsführerin Dr. Monika Fahn (zweite v. links) und dem stv. LfA-Vorstandsvorsitzenden Hans Peter Göttler (rechts)</p>
Bei der Verleihung des BKV-Preises 2024:

Die ausgezeichneten Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker gemeinsam mit dem BKV-Vorsitzenden B. Michael Andressen (links), der BKV-Geschäftsführerin Dr. Monika Fahn (zweite v. links) und dem stv. LfA-Vorstandsvorsitzenden Hans Peter Göttler (rechts)

Der 2006 erstmals ausgelobte BKV-Preis für Junges Kunsthandwerk findet in diesem Jahr bereits zum achtzehnten Mal statt. Überreicht wurden die Preise heute auf der Internationalen Handwerksmesse IHM. Aus insgesamt 66 Einreichungen, die in diesem Jahr aus 16 Ländern eingingen, ermittelte die Jury drei Preisträger und zwei Belobigungen:

  • Den ersten Preis erhält: Zhipeng Wang, Deutschland, München
  • Den zweiten Preis erhält: Philsoo Heo, Deutschland, Essen
  • Den dritten Preis erhält: Lingjie Wang, China, Shanghai
  • Eine Belobigung erhält: Anna Avits, Deutschland, München
  • Eine Belobigung erhält: Esther Gleuwitz, Deutschland, Feucht
     

Von Beginn an unterstützt die LfA Förderbank Bayern den BKV-Preis für Junges Kunsthandwerk finanziell. Für dieses jahrelange Mäzenatentum bedankt sich der Bayerische Kunstgewerbeverein.

Hans Peter Göttler, stellvertretender LfA-Vorstandsvorsitzender: „Die Förderung des „weichen Standortfaktors“ Kultur ist der LfA Förderbank Bayern ein großes Anliegen. Mit der langjährigen Förderung des BKV-Preises für Junges Kunsthandwerk unterstützen wir ausgewählte Künstlerinnen und Künstler, die am Ende ihrer Ausbildung und am Anfang ihrer professionellen, künstlerischen Laufbahn stehen. Wir stiften ihn seit der Einführung und damit schon zum achtzehnten Mal. Ich freue mich sehr, dass wieder zahlreiche junge Künstlerinnen und Künstler aus vielen Ländern an dem Wettbewerb teilgenommen haben und gratuliere allen Preisträgerinnen und Preisträgern.“

Unser Dank gilt der diesjährigen Jury für die verantwortungsvolle Tätigkeit und ihr Engagement:

  • Dirk Allgaier, Verleger Arnoldsche Art Publishers
  • Simon Emmerlich, Journalist
  • Prof. Suska Mackert, Künstlerin
  • Schnuppe von Gwinner, Kunsthistorikerin, Autorin, Kuratorin
  • Gisbert Stach, Künstler
  • Antonia Voit M.A., Münchner Stadtmuseum, Sammlungsleiterin Sammlung Angewandte Kunst

Die Arbeiten der drei Preisträger, der zwei Belobigungen und der 15 Finalisten werden vom 28. Februar bis 3. März 2024 auf der IHM (Stand 445 des Bayerischen Kunstgewerbevereins in Halle B 1) und im Anschluss vom 12. April bis 11. Mai 2024 in der Galerie für Angewandte Kunst des Bayerischen Kunstgewerbevereins ausgestellt.

BKV-Preis 2024 für Junges Kunsthandwerk – Preisträger

Den ersten Preis erhält: Zhipeng Wang (Deutschland, München)

Begründung der Jury:
Federleicht mit smarter Haptik. Rechteck mit präzisen Kanten. Tafelgröße circa 9 x 5 x 1 cm. Eine klassische, universelle Form. Puristisches Understatement. Die rückseitige Edelstahlbroschierung offenbart: es handelt sich um einen Ansteckschmuck. Aus recyceltem chinesischem Tee und 925er Silber, mit Bindemittel gehärtet. Das Material offenbart die Sensation. Komprimierte Strukturen verdichten sich assoziativ zu lebhaften Landschaften. Aus der Vogelperspektive betrachtet. Aus sehr großer Höhe. Schimmernde Mäander durchziehen sie. Wie ein zerfranster Weg, ein Flussbett, eine verschneite Gipfelkette. »Tea Bricks« nennt der chinesische Künstler Zhipeng Wang seine Schmuckstücke. Er zitiert die, im alten China vor der Ming-Dynastie geläufigste Form gepressten Schwarztees, die den Teehandel signifikant vereinfachte und aufgrund des hohen Wertes von Tee in weiten Teilen Asiens als Zahlungsmittel verwendet wurde. Zhipeng Wangs »Tea Bricks« sind Metaphern seiner Erfahrungen und Erinnerungen als Reisender. Ausdruck seiner kulturellen Identität als Chinese. Ausdruck von Weltläufigkeit.

Der BKV-Preis 2024 ist dotiert mit € 3.000,- und einem Katalog der Preisträger (dt./engl.), der in der Schriftenreihe des Bayerischen Kunstgewerbevereins erscheint. Außerdem beinhaltet der Preis eine für drei Jahre kostenlose Mitgliedschaft im Bayerischen Kunstgewerbeverein.

Zhipeng Wang, geb. 1996 in Anhui / China
2015-2016 Studium an der China Academy of Art, Design Foundation, Hangzhou, China, abgeschlossen mit B.F.A // 2016-2019 Studium der Fachrichtung Schmuck und Gerät an der China Academy of Art, Hangzhou, China, bei Prof. Zhenghong Wang, abgeschlossen mit B.F.A. // Seit 2020 Studium der Fachrichtung Schmuck und Gerät an der Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Karen Pontoppidan


Den zweiten Preis erhält: Philsoo Heo (Deutschland, Essen)

Objekte »Fünf Elemente«,2023, Keramik, Wachs, Ölkreide, Petrischalen aus Laborglas,
3D-Drucktechnik, oxidierend bei 1240 °C gebrannt, mehrschichtig glasiert, Foto: Karina Hagemann

Begründung der Jury:
Die Installation des Südkoreaners Philsoo Heo aus Keramik, Wachs und Glasschalen mit dem Titel »Fünf Elemente« untersucht das Werden, Verwandeln und Vergehen in der Natur aus einer asiatischen Perspektive. Die farbigen Glasuren verleihen den Oberflächen der Objekte überraschende Einblicke und erinnern an Mikro-Organismen, die trotz ihrer Kleinheit eine große skulpturale Wirkung entfalten. Die organische Erscheinung der Arbeiten erinnert in ihrer Natürlichkeit auch an den Wandel und Zerfall des menschlichen Körpers und steht somit für den immer wiederkehrenden Kreislauf des Lebens. Malerei und Skulptur, fernöstliche und abendländische Philosophie, Natur und Körper, Symmetrie und Asymmetrie, Ratio und Chaos, Fantasie und Wissenschaft sowie Tradition und Moderne treffen sich in den faszinierenden Arbeiten von Philsoo Heo.

Diese Auszeichnung ist dotiert mit € 2.000,- und einem Katalog der Preisträger (dt./engl.), der in der Schriftenreihe des Bayerischen Kunstgewerbevereins erscheint. Außerdem beinhaltet der Preis eine für drei Jahre kostenlose Mitgliedschaft im Bayerischen Kunstgewerbeverein.

Philsoo Heo, geb. 1993 in Cheonan / Südkorea
2011-2018 Studium der Fachrichtung Environmental Art and Design an der Namseoul University, Cheonan, Südkorea, abgeschlossen mit B.F.A. // 2020-2022 Studium der Fachrichtung Freie Kunst Keramik / Glas am IKKG Institut für Künstlerische Keramik und Glas der Hochschule Koblenz - Höhr-Grenzhausen bei Prof. Markus Karstieß, abgeschlossen mit M.F.A.


Den dritten Preis erhält: Lingjie Wang (China, Shanghai)

Begründung der Jury:
Menschen und Pilze. Wie sind die Rollen in dieser Beziehung eigentlich verteilt? Wer dominiert, wer unterwirft sich? Pilze werden vom Menschen als Nahrungsmittel gezüchtet, gleichzeitig sind wir für manche Pilzarten das feucht-warme Wirtstier. Dieser ambivalenten Beziehung spürt Lingjie Wang mit ihren Broschen nach. Durch filigrane Einschnitte und Trocknungsprozesse werden aus herkömmlichen Speisepilzen wie Champignon und Shiitake amorphe Gebilde. Metallene Fassung und Broschierung erscheinen wie der letztlich klägliche Versuch, den unaufhaltsamen Wachstumsdrang des Pilzes einzuhegen. In Bezug zum menschlichen Körper eröffnen Wangs Broschen weite Räume der Interpretation, ähnlich dem unsichtbaren Myzel eines Pilzes in der Natur, das tief in den Waldboden hineinreicht.

Diese Auszeichnung ist dotiert mit € 1.000,- und einem Katalog der Preisträger (dt./engl.), der in der Schriftenreihe des Bayerischen Kunstgewerbevereins erscheint. Außerdem beinhaltet der Preis eine für drei Jahre kostenlose Mitgliedschaft im Bayerischen Kunstgewerbeverein.

Lingjie Wang, geb. 1990 in Shanghai / China
2009-2012 Studium der Fachrichtung Industrial Design, Hunan University, China, abgeschlossen mit B.E. // 2015-2016 Technisches Vorpraktikum, Fachbereich Schmuck Pforzheim // 2016-2020 Studium der Fachrichtung Schmuck Hochschule Pforzheim, Fakultät für Gestaltung, abgeschlossen mit B.A. // 2019-2020 Erasmus-Programm Schmuck, Central Saint Martins, University of the Arts London, Großbritannien // 2022-2023 Studium der Fachrichtung Schmuck und Gerät am Royal College of Art, Großbritannien, abgeschlossen mit M.A.


Eine Belobigung erhält: Anna Avits (Deutschland, München)

Begründung der Jury:
Halsschmuck und Brosche der ukrainischen Künstlerin Anna Avits lassen an die gefiederten Körper von Vögeln denken. Das freigelegte textile Gewebe der alten Gummireifen, die sie als Material verwendet, verstärkt diesen Eindruck noch. Mit dem Titel »Black Swan« verweist Avits auf das zunächst für die Finanzgeschichte beschriebene Phänomen unvorhergesehen eintretender Ereignisse, die massive Auswirkungen haben, wie etwa Terroranschläge oder Naturkatastrophen. Titel, Formgebung und Material eröffnen einen vielschichtigen Bezugsrahmen: Er reicht von der in der Ukraine in friedlichen Zeiten verbreiteten Praktik, aus alten Autoreifen weiß angemalte, dekorative Schwäne zu formen über den Einsatz brennender Reifen auf dem Maidan in Kiew bis hin zu Zerstörung und Tod, und geht gleichzeitig über die Reflexion des Krieges hinaus.

Diese Auszeichnung ist dotiert mit einem Katalog der Preisträger (dt./engl.), der in der Schriftenreihe des Bayerischen Kunstgewerbevereins erscheint.

Anna Avits, geb. 1994 in Donezk / Ukraine
2011-2014 Studium der Fachrichtung Architektur an der Nationalen Universität für Bauwesen und Architektur in Kiew, Ukraine // 2015-2019 Ausbildung zur Goldschmiedin an der Städtischen Berufsschule für das Bau- und Kunsthandwerk, München, Abschluss als Goldschmiedemeister // Seit 2020 Studium der Fachrichtung Schmuck und Gerät an der Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Karen Pontoppidan


Eine Belobigung erhält: Esther Gleuwitz (Deutschland, Feucht)

Begründung der Jury:
Ein hauchdünnes Blatt aus Silber oder Gold zu einer »Blase« geformt – scheinbar mit einer einzigen einfachen Handlung. Es begegnet uns in Form von Schmuck an einem Menschen. Bei der Begrüßung mit dem Träger ist ein unsicheres Innehalten oder ein zögerlicher Moment spürbar. Fungiert das Schmuckstück als Abstandhalter oder als Einladung zur Umarmung? Ein kleiner Moment und alles wäre anders. Die Erinnerung an die ehemalige Corona Regelung: 1,5 Meter zwischenmenschlicher Abstand kommt einem in den Sinn. Wenn man jetzt die im Kopf verinnerlichten 1,5 Meter überwindet, dann wird man zum Mitakteur der Künstlerin und verhilft der Brosche zu einer künstlerischen Verwandlung. Esther Gleuwitz gelingt es in ihrer konzeptionell angelegten Arbeit »bubble«, den Moment einer Begegnung zweier Menschen auf poetische Weise zu transportieren. Das Zusammentreffen von Träger und Betrachter, die Dialogfähigkeit eines Schmuckstückes, visualisiert in einem fragilen und zugleich sehr starken Objekt.
 
Diese Auszeichnung ist dotiert mit einem Katalog der Preisträger (dt./engl.), der in der Schriftenreihe des Bayerischen Kunstgewerbevereins erscheint.

Esther Gleuwitz, geb. 1991 in Nürnberg
2010-2011 Künstlerisch-praktisches Jahr in der Werkbundwerkstatt, Nürnberg  // 2011-2014 Ausbildung zur Goldschmiedin an der Staatlichen Berufsfachschule für Glas und Schmuck Kaufbeuren-Neugablonz // 2015-2023 Studium in der Klasse für Schmuck und Gerät an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg bei Prof. Suska Mackert, abgeschlossen mit Diplom // 2017 Hiko Mizuno College of Jewelry, Tokio, Japan // Seit 2023 Meisterschülerin Prof. Suska Mackert, Klasse für Schmuck und Gerät, AdBK Nürnberg

Der Bayerische Kunstgewerbeverein e.V.

Der 1851 gegründete Bayerische Kunstgewerbeverein (BKV) ist heute ein Berufsverband und eine Interessensvertretung von über 450 Kunsthandwerkern aus allen Gewerken. Im Zentrum von München betreibt der Verein ein Ladengeschäft und eine Galerie. In der Galerie für Angewandte Kunst werden in jährlich acht Ausstellungen einzelne Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker sowie Positionen des Kunsthandwerks vorgestellt. Außerdem ist der Verein auf Messen vertreten.
 

Der BKV-Preis für Junges Kunsthandwerk

Zu den wesentlichen Aufgaben des Bayerischen Kunstgewerbevereins gehört die Förderung des Nachwuchses. Durch die Unterstützung der LfA Förderbank Bayern kann seit dem Jahr 2006 der BKV-Preis für Junges Kunsthandwerk einmal jährlich verliehen werden. Die dotierten Preise sollen den beruflichen Werdegang der Preisträger auch finanziell unterstützen.

Ausschreibung

Die Ausschreibung wendet sich an junge Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker unter 35 Jahren, die am Beginn ihrer beruflichen Entwicklung stehen, aber ihre Ausbildung bereits abgeschlossen haben. Die Ausschreibung ist international und an alle Gewerke gerichtet.

Kriterien

Dieser Preis zeichnet Arbeiten aus, die auf der Basis handwerklicher Qualität eigenständige künstlerische Gestaltung zeigen.

Die LfA Förderbank Bayern

Die LfA als staatliche Spezialbank zur Förderung der bayerischen Wirtschaft sieht es auch als ihre Aufgabe an, kulturelle Vielfalt zu fördern und zu stärken und damit zukunftsorientiert in die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Bayern zu investieren. Dabei steht insbesondere die Förderung des künstlerischen Nachwuchses im Vordergrund. Nähere Informationen unter www.lfa.de/kultur.

Bildmaterial und detaillierte Informationen zum BKV-Preis erhalten Sie beim Bayerischen Kunstgewerbeverein:

Dr. Monika Fahn
Geschäftsführung
Bayerischer Kunstgewerbeverein e.V.
Tel. 089 / 29 01 47 - 11
E-Mail: info@bayerischer-kunstgewerbeverein.de
www.bayerischer-kunstgewerbeverein.de