Vermessung eines Sonderfräsers mittels hochauflösender Mikroskope und spezieller Beleuchtungstechnik
Unternehmen

Millimeterarbeit aus Wolznach

In dem beschaulichen Städtchen sitzt ein Unternehmen, das international begeistert. Mit Qualitätsprodukten und innovativen Ideen ist die WMH Herion Linner ein Beispiel, wie ein Handwerksbetrieb zu einem erfolgreichen Mittelständler heranwachsen kann
TEXT Martin Fraas

Auf sanften Hügeln reihen sich die Hopfenfelder aneinander. Man kann sich kaum sattsehen an dieser harmonisch modellierten Landschaft. Und wenn in der Hallertauer Brauerei in Wolnzach Brautag ist, liegt dazu ein leicht malziger Geruch in der Luft, der Lust auf den Abend im Biergarten macht.

Ludwig Linner, Sohn des Gründers Gerhard Linner

Ludwig Linner, Sohn des Gründers Gerhard Linner, stieg 2007 in das Unternehmen ein

Für den Hopfenanbau ringsum ist Wolnzach berühmt. Daneben hat sich der knapp 12.000 Einwohner zählende Ort aber in den letzten Jahrzehnten zu einem beachtlichen Wirtschaftsstandort entwickelt. Mit mittelständischen Betrieben, die sich auch international einen guten Ruf erarbeitet haben. Einer davon ist die WMH Herion Linner Unternehmensgruppe, ein in über 40 Branchen tätiges, familiengeführtes Unternehmen. Deshalb ist es nicht ganz einfach zu erklären, was in den drei Firmensitzen in Wolnzach eigentlich passiert. Aber Ludwig Linner, einer der beiden Geschäftsführenden Gesellschafter, ist gerne dabei behilflich. „Die drei tragenden Säulen sind“, wie er uns erläutert, „die Linner GmbH, die Linner Elektronik GmbH und dazu die WMH Herion Antriebstechnik GmbH.“ Die Urkeimzelle ist sozusagen die Linner GmbH. „Sie wurde vor 45 Jahren von meinem Vater als Werkzeugfabrik mit vier Mitarbeitern gegründet. Heute ist der Betrieb spezialisiert aufs Wiederaufbereiten und Schärfen von Zerspanungswerkzeug, also von Fräs- und Bohrwerkzeugen. Zudem werden Sonderneuwerkzeuge gefertigt, die zum Beispiel auch zur Herstellung von Turbinen in der Luftfahrt eingesetzt werden.“

Wir haben ständig über 12.000 unterschiedliche Artikel auf Lager.

Die Linner Elektronik, die im Jahr 2000 dazukam, bietet maßgeschneiderte Lösungen für elektronische Baugruppen und Systeme. „Es ist also die ideale Ergänzung zu unserer mechanischen Kompetenz“, sagt Ludwig Linner. Auch hier gibt es mit der Fertigung von komplexen Sonderkabelbäumen eine Spezialisierung. 2019 bot sich dann die Chance, die WMH Herion Antriebstechnik GmbH, ebenfalls mit Firmensitz in Wolnzach und über 100 Jahren Firmengeschichte, zu übernehmen. „Damit haben wir uns nochmals strategisch weiterentwickelt“, erklärt Ludwig Linner. „Und dank einer Förderung der LfA konnten wir unsere Fertigungen, die bisher an verschiedenen Standorten in einem Umkreis von 800 Metern waren, zentralisieren, standardisieren und digitalisieren.“

Mit der WMH Herion Antriebstechnik holten sich Ludwig Linner und sein Bruder Lorenz, 41, ebenfalls Geschäftsführer, einen weltweit führenden Hersteller für Zahnstangen ins Unternehmen. Zahnstangen kommen zum Beispiel in Hochregallagern zum Einsatz, womit in Extremgeschwindigkeit Waren hin und her bewegt werden. Aber auch bei hochpräzisen Anwendungen oder großen Kraftübertragungen im Maschinenbau sind Zahnstangen unumgänglich.

Bei maßgefertigten Sonderzahnstangen ist das Unternehmen heute sogar weltweit führend. „Zudem bieten wir einen weltweiten Vertrieb von Antriebstechnik“, so Ludwig Linner, der selbst eine Lehre als Präzisionswerkzeugmechaniker machte, bevor er Maschinenbau studierte. „Wir haben ständig über 12.000 unterschiedliche Artikel auf Lager.”

Programmierung und die Simulation eines Sonderfräsers am Computer

Die Programmierung und die Simulation eines Sonderfräsers erfolgen digital

Strategisch ist das Unternehmen WMH Herion außer auf die Wiederaufbereitung von Zerspanwerkzeugen auch auf Hochlastautomatisierung ausgerichtet. Anschaulicher machen möchte uns das der 43-Jährige in der Fertigungshalle auf dem Firmengelände an der Stanglmühle. Die ist fast so groß wie ein Fußballfeld. Und gerade wird ein 24 Meter langer Beladetisch für eine Holzbearbeitungsmaschine montiert, der im Haus konstruiert wurde. In der Halle gibt es auch die längste Zahnstangenfräsmaschine der Welt. Zwei weitere Sachen fallen auf. Zum einen regiert hier das „Du”. Auch der Firmenchef wird ganz selbstverständlich geduzt und kennt die Namen jedes einzelnen der 210 Mitarbeiter. Denn im Zentrum stehen für ihn die Menschen. „Wir leben von der Kreativität und den Ideen unserer Mitarbeiter“, sagt er. Was ebenfalls hervorsticht, ist der Gegensatz der Dimensionen. Zum einen wird hier mit einer Präzision von Tausendstelmillimetern gearbeitet. Zum anderen werden sogenannte Zwei- und Dreiachsportale gefertigt, die bis zu mehrere Tonnen schwere Lasten tragen können. „Sie kommen überall dort zum Einsatz, wo konventionelle Roboter zu komplex, in ihrer Reichweite beschränkt oder einfach zu schwach auf der Brust sind“, erklärt Ludwig Linner. „Die hier entwickelten und gebauten Portale können beispielsweise ganze Hauswände im Fertighausbau tragen.“

An der Zukunft gearbeitet wird hier auch in Form von beidseitig geprägten Zahnstangen. Sie machen mechanische Lösungen möglich, mit denen Hydrauliksysteme ersetzt werden können. Ein Beitrag zur Nachhaltigkeit, weil damit die Energie, die zum Heben von Lasten aufgewendet wird, zum Teil zurückgewonnen werden kann. Zudem fällt der Einsatz von Hydrauliköl weg. Möglich macht diese Ideen eine große Entwicklungsabteilung, in der neben mechanisch und elektronisch geprägten Konstrukteuren auch Physiker und Mathematiker an der Zukunft basteln. Und sogar neuronale Netze und künstliche Intelligenz kommen zum Einsatz. Eine Vielzahl von Berufsgruppen arbeitet bei der WMH Herion Linner Hand in Hand, um durch Innovationen und mit maßgeschneiderten Lösungen dem Unternehmen eine erfolgreiche Zukunft zu sichern. „Wir möchten mit Spaß und Neugier zu einer Welt beitragen, in der Technik die Menschen begeistert“, so bringt Ludwig Linner seinen Anspruch auf den Punkt.

Ähnliche Artikel

Bitte beachten Sie:
Mit dem Klick auf eines der hier aufgeführten Icons, werden Ihre persönlichen Daten an das entsprechende Netzwerk übermittelt. Mit der Nutzung der Teilen-Funktion stimmen Sie der übermittlung Ihrer Daten im Rahmen der Datenschutzbestimmungen zu.

Laden Sie diese Ausgabe des LfA Magazin herunter, damit Sie Ihnen jederzeit und auch offline zur Verfügung steht:

Ausgabe herunterladen(PDF, 1,8 MB)

Oder laden Sie eine der bisher erschienenen Ausgaben aus unserem Archiv herunter:

Zum Archiv

Sie haben Interesse am LfA Magazin und wollen keine Ausgabe verpassen? Dann registrieren Sie sich jetzt über unser Bestellformular und erhalten das Magazin ab sofort kostenlos.

Hinweis: Das Abonnement kann jederzeit unter der Angabe des Namens per E-Mail an magazin@lfa.de widerrufen werden. Die personenbezogenen Daten werden nur für die Abwicklung des LfA Magazin-Abonnements verarbeitet und Dritten nicht zur Verfügung gestellt. Mit Klick auf den unten stehenden Button „Magazin kostenlos bestellen“ melden Sie sich für das kostenlose Abonnement an und bestätigen die Kenntnisnahme unserer Datenschutzhinweise.

Für Taubblinde: Zur Bestellung des LfA Magazins können Sie uns auch gerne per E-Mail über Internet@lfa.de kontaktieren.

Versandadresse: Bitte geben Sie Ihre Adresse vollständig an, da wir Ihnen ansonsten das LfA Magazin nicht zusenden können. Im Feld Nachrichten können Sie uns zusätzliche Anmerkungen zukommen lassen. Viel Spaß beim Lesen!

Bestellformular LfA Magazin

Die mit * gekennzeichneten Felder sind für eine Bearbeitung erforderlich.

Bestelldaten

 / 
CAPTCHA Code
Refresh Image

Bitte geben Sie hier die Zeichenkombination aus dem Bild überhalb dieses Eingabefelds ein. Alternativ können Sie sich die Zeichenkombination auch akustisch über die Schaltfläche "Sicherheits-Code vorlesen lassen" ansagen lassen und diese dann in das Eingabefeld eintragen.