Jahrzehntelang hieß das Grundstück im Mühlenviertel einfach nur „der Schandfleck“. Eine brach liegende und zugewachsene Fläche in der Mitte Bambergs, mit Trümmern der alten Sterzermühle. Umgeben von den Armen des Flusses Regnitz.
Fast schon peinlich für eine Stadt, die seit dem Jahr 1993 stolz den Titel „Weltkulturerbe der UNESCO“ trägt.
Wünsche für die Nutzung gab es viele, von Biergarten bis Hotel. Wirklich gerechnet hat sich keiner. Bis mit dem Münchner Unternehmer Johannes Kraus die Idee entstand, so wie früher die Kraft des Wassers zu nutzen, um Ökostrom für 300 Haushalte zu gewinnen. Oben auf dem Wasserkraftwerk ein Gebäude mit Besucherzentrum fürs Welterbe und einem Restaurant.
Beworben haben sich für den Gastronomiebetrieb nach der Ausschreibung im November 2016 jede Menge Leute, darunter die jungen Einheimischen Maximilian Beughold und Raffaele Colonna. Sie kennen sich durch ihre Eltern schon von Kindheit an.
Beughold hatte bereits als Schüler, im Alter von 16 Jahren, ein eigenes Gewerbe – ein Werbebüro, das es bis heute gibt. Jahrelang arbeitete er zudem als Barkeeper.
Colonna zog mit 18 nach München, arbeitete bei Feinkost Käfer, machte eine Ausbildung zum Sommelier und sammelte Erfahrungen bei Relais & Châteaux in Australien und als Leiter einer Gourmetstube im Bayerischen Wald.
Im März 2017 erhielt Beughold, er saß gerade bei seiner Mutter auf dem Sofa, einen Anruf von Investor Kraus mit der Zusage. Die Ideen der Youngster hatten sogar die eines bekannten Sternekochs geschlagen.
„Wie? So jung und solch ein großes Objekt?“, monierten in der Stadt manche Skeptiker. Immerhin geht es um die Bewirtung von 185 Sitzplätzen, 85 drinnen und 100 draußen.
Knapp zwei Jahre dauerte der Bau, im Februar 2019 war dann Eröffnung des „Henrii“: elegant und schick, große Terrasse, viel Blau als Sinnbild fürs Wasser und an der Decke eine imposante Lichtkonstruktion.
„Wir möchten unserer Stadt was zurückgeben“, erzählt Beughold. „Keine Systemgastronomie, sondern ein authentisches und modernes Angebot für Bewohner und Touristen.“ Fast vom ersten Tag an sind sie jeden Abend ausgebucht.
Das Duo hat sich viele Gedanken gemacht, welches Konzept und welche Küche zum Ort passen. Andreas Pickel, ein weltgewandter Küchenchef, war frühzeitig an Bord. Mit ihm entstand die Haltung, frisch und eher mediterran zu kochen, mit täglich hausgemachter Pasta. Eine weitere Finesse ist das Fleisch vom Josper-Grill, der mit Holzkohle heizt und präzise gart.
Mittlerweile arbeiten im „Henrii“ samt Aushilfen rund 35 Frauen und Männer, darunter sechs Köche. Das Rezept ihres Erfolgs erklärt sich Colonna so: „Das Wichtigste ist die Lage, das Konzept, ausreichend Planungszeit und unser Netzwerk in Bamberg. Aber genauso wichtig ist die Aufteilung als Team: Max macht Büro und Strategie, ich eher das Tagesgeschäft.“