Die Granitfelsen in der Nähe des Grimselpasses heißen nicht ohne Grund Eldorado. Unter Kletterern macht die vom Gletscher glatt geschliffene Plattenwand nun schon seit fast 40 Jahren Furore. Mit Touren, die wilde Namen tragen wie „Motörhead“ oder „Septumania“. Im Berner Oberland ist die Idee mit dem Geschäft in der Nürnberger Schweiggerstraße entstanden. Weil Tobias Plail und sein Mitarbeiter und guter Freund Uwe Maier hier als Seilschaft gerne klettern.
Die beiden sind im besten Sinne bergsportverrückt. Plail kraxelt schon seit seinem zehnten Lebensjahr und hat Geografie studiert, um Zeit für Berge und Wände zu haben und quasi nebenbei ihre Beschaffenheit zu begreifen. Am 16. März 2019 hat Plail sein Geschäft Eldorado Bergsport eröffnet. Die Einrichtung entstand in viel Eigenarbeit, das Holz von einem Teil der Regale stammt aus einer Scheune in der Fränkischen Schweiz, dem heimischen Kletterparadies.
Insgesamt knapp 400 Quadratmeter haben sie zur Verfügung, darunter 180 Quadratmeter angenehm helle Verkaufsfläche, 15 Quadratmeter für das Schuhlager und unten 100 Quadratmeter für die restliche Ware, die zum Start mehr als 150.000 Euro gekostet hat. Plail und Maier haben die Gründung akribisch vorbereitet. Jahrelang haben sie im Bergsportladen von Toni Weiß gearbeitet. Als klar war, dass der in den Ruhestand gehen wollte, wurden sie auf ihrer Suche nach geeigneten Immobilien gleich auf der anderen Straßenseite fündig. Ein ehemaliger Elektroladen, der vom Vermieter frisch renoviert werden sollte. Parkplätze und Platz für eine Hängevorrichtung und eine kleine Kletterwand zum Testen von Gurten und Schuhen inklusive.
Über die Sparkasse Nürnberg haben die Eldorados einen Startkredit bei der LfA Förderbank Bayern bekommen. Laufzeit: zehn Jahre. „Ich möchte das hier ein Leben lang machen. Auch wenn wir planen, nach bereits fünf Jahren alle Anlaufkosten abbezahlt zu haben“, sagt Plail. Fragt man ihn, worauf es beim Neustart eines Unternehmens ankommt, muss er nicht lange überlegen. Erstens: genügend Vorlaufzeit für Businessplan und Finanzierung einkalkulieren. Bei ihm waren es anderthalb Jahre. Zweitens: beim Budget eher großzügig und mit Rücklagen kalkulieren. Irgendwas passiert immer außer Plan. Drittens: Die richtigen Leute zu kennen, vereinfacht vieles.
Die geschäftlichen Seilschaften des Gründers gaben von Anfang an Sicherheit. Eingespielte Kontakte zu Vertretern von Zulieferern wie Patagonia oder Prana halfen, gute Konditionen zu bekommen. Über die Betreiber der Kletterhallen und Sektionen des Deutschen Alpenvereins (DAV) in Nürnberg und Umgebung konnte Plail prima werben. Durch sein jahrelanges Engagement als Gruppenleiter und Trainer in der Nürnberger DAV-Sektion sowie der Kletterschule Frankenjura war das Vertrauen von Anfang an so groß, dass die Materialwarte des Vereins ihre Bestellungen direkt über Eldorado abwickelten.
Und dann wäre da noch das Thema Nachhaltigkeit. Aus persönlicher Überzeugung hält Plail nichts vom Internet- Versand: „Abgesehen davon, dass Beratung wieder wichtiger wird: Sachen wie Kletterschuhe müssen anprobiert werden. Online werden die immer nur hin- und hergeschickt, weil man eh die falsche Größe bestellt“, sagt Plail. Auf Wunsch dürfen Kunden neue Schuhe zu Hause einfach mal ein, zwei Tage zur Probe tragen.
Kletterschuhe gehen im Eldorado Bergsport am besten, neben Seilen, Funktionswäsche, Shirts und Hosen. Überhaupt diese Nachhaltigkeit: Plail erkundigt sich da schon sehr genau. Er verkauft Marken, die nicht nur Ressourcen schonen, umweltfreundlich verpacken und Fasern und Stoffe recyceln, sondern auch die eigene Ware problemlos reparieren. Plail: „Komplett nachhaltig ist das nie, aber mit mehr Langlebigkeit haben wir schon viel gewonnen.“ Was man übrigens auch auf seine Kletterträume beziehen könnte: Seit Jahren schon will Plail noch mal ins Yosemite Valley im Westen der USA. „In dem Tal gibt es die ein Kilometer senkrechte Felswand El Capitan. Da möchte ich hin!“