Es hat eine Weile gedauert, bis die Fertigungshallen am Nordring 12 im Gewerbegebiet der unterfränkischen Gemeinde Großostheim wirklich eine Zukunft hatten. Früher wurden in diesen Wänden ja mal Teile für den Transrapid hergestellt, diese schon längst ins Vergessen geschwebte Magnetbahn.
Auch das letzte große Fotostudio des Versandhauses Quelle war hier. Damals, als die dekorativen Kulissen für die Katalogseiten noch mit mächtigen Kränen durch die Gegend geschoben wurden.
Aber das ist alles lange her. Heute sind die Büroräume angenehm klimatisiert, und in den Hallen werden Industrieroboter von Herstellern wie Kuka oder ABB auf ihren Einsatz vorbereitet. Für die Produktionsanlagen von VW, Procter & Gamble, thyssenkrupp oder auch Borbet, einem der großen Hersteller von Leichtmetallrädern.
Seit 2010 ist hier also der Sitz von Main-Automation, einer Firma, die Robotik und Industrie zusammenbringt. Mit 30 Mitarbeitern, wohlgemerkt. Und die Kunden waren von Anfang an die ganz großen Konzerne und Namen.
Inhaber und Geschäftsführer dieses erst 2009 gegründeten Unternehmens sind Thomas Strys und Uwe Hörst. Beide sind 53 Jahre alt, beide beschäftigen sich schon seit den 90er-Jahren mit der Automatisierung von Produktionsanlagen und haben immer noch viel Spaß an Robotertechnik. Und beide ergänzen sich ideal. Der eine kümmert sich mehr um das Technische und die Software, der andere um den Vertrieb und das Kaufmännische.
„Oft automatisieren wir Anlagen, die früher noch manuell liefen“, sagt der gebürtige Oberschlesier Strys. Da gehe es zum Beispiel um Gießmaschinen oder das Formen von Karosserieteilen. „Solch eine automatisierte Produktionslinie erhöht die Effizienz natürlich enorm, sie ist nicht nur schneller, sondern auch präziser.“
Wobei Strys aber eines gleich mal klargestellt haben will: „Wir nehmen den Leuten keine Arbeit weg. Oft geht es da um immens schwere Teile oder um extreme Temperaturen und Tätigkeiten, die gesundheitsschädlich sind.“
Im Übrigen seien Roboter ja erst mal nur Bausätze. Ohne einen Hauch von Mensch könnten sie nicht viel machen. Bestehen halt nur aus Mechanik, Motoren und Instrumenten zur Bedienung. Aber sie schwitzen eben auch nicht und müssen keine Pausen machen.
Ohne die LfA Förderbank Bayern wäre es sehr schwer geworden mit dem Start ins Geschäft der Automatisierung, sagt Strys: „Der Kredit über 66.000 Euro und die stille Beteiligung der BayBG waren am Anfang superhilfreich. Ich würde sogar sagen, beides war Gold wert, weil wir mit großen Projekten gestartet sind. Wie will man als Neuling einen millionenschweren Auftrag finanzieren? So hoch sind die Anzahlungen vorab nun auch wieder nicht.“
Mittlerweile macht Main-Automation einen Jahresumsatz von sechs Millionen Euro und liefert Anlagen nicht nur nach Deutschland, sondern auch nach Europa und Übersee. „Wir sind aber keine Serienproduktion, sondern eine Maßschneiderei“, erklärt Strys.
Eine mittelgroße Anlage hat zwischen 25 und 30 Wochen Lieferzeit. Und sie wird in der Regel in den Fertigungshallen in Großostheim immer erst mal aufgebaut, zumindest teilweise, und häufig auch in einen Testlauf geschickt, der manchmal mehrere Wochen dauern kann.
„Auch wenn wir nicht immer den größten Umfang zu einer neuen Produktionsanlage beitragen, sind wir oft ein Generalunternehmer, weil bei uns quasi alles zusammenläuft. Deswegen haben wir auch große Konzerne als direkte Kunden, und das ist für eine kleine Firma wie unsere schon etwas Besonderes.”
Das Gute dabei: Die Auswahl der Industrieroboter wird immer größer und vielseitiger; mit unterschiedlicher Reichweite und einer modular wählbaren Tragkraft von weniger als zehn bis weit über 1.000 Kilogramm. Außerdem ist ihr Energieverbrauch innerhalb von wenigen Jahren um rund 30 Prozent gesunken und ihre Leistung um zirka 25 Prozent gestiegen. Die Robotik-Experten aus dem Unterfränkischen haben in ihren Hallen mittlerweile sogar eine eigene Versuchszelle zur Entwicklung von neuer Technik und neuen Möglichkeiten der Automation.
„Ohne die immensen Fortschritte der Digitalisierung wäre das alles nicht möglich“, sagt Strys. Sie trage auch dazu bei, dass die Qualifikation der Mitarbeiter, die mit automatisierten Anlagen in der Industrie arbeiten würden, immer weiter steige. Was nun mit großen Schritten komme, sei die Verbindung von Maschine und Mensch. Da, wo der Roboter viel leisten könne und es trotzdem echtes Fingerspitzengefühl brauche. Natürlich hört der Technikspaß bei Hörst und Strys auch zu Hause nicht auf: Der eine hat nämlich einen automatisierten Staubsauger, der andere einen Rasenmähroboter. „Wir können halt nicht anders“, sagt Strys und lacht.