Von seinem Vater erbte Franz-Josef Feilmeier den Tatendrang, Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Um Haus und Hof unabhängiger mit Energie zu versorgen, entwickelte Feilmeier senior schon Anfang der 2000er Jahre seinen eigenen Solarpark. Damals der größte in Deutschland. Strom aus der Natur ist bei den Feilmeiers also Familiensache.
Auch wenn Sohn Franz-Josef erst über Umwege in die Branche fand. In der Automobil-Wirtschaft ist der Betriebswirt für den Fahrzeug- und Maschinenbaukonzern MAN auch in China tätig. Dort wird er auf BYD (Build your Dreams) aufmerksam, ein chinesisches High-Tech-Unternehmen spezialisiert auf IT, Automobil und erneuerbare Energie. „In Deutschland boomte gerade die Photovoltaik, China arbeitete zur gleichen Zeit schon mit aufladbaren Batterien”, erinnert sich der heute 35-Jährige.
Nach seiner Rückkehr in die Heimat und einem Job in einer Firma für Solarenergie, entschließt er sich 2011 im Bereich nachhaltige Energieversorgung selbstständig zu machen: „Eigentlich viel zu früh. Die Technik war noch nicht ausgereift, viel zu teuer und weit weg vom Markt.” Aber Feilmeier hatte Ausdauer und ein gutes Gespür.
FENECON bietet Stromspeicher in allen Größen, vom kniehohen Wohnhaus-Speicher bis hin zum Gewerbe- und Industriespeicher. Von Anfang an arbeitet das Deggendorfer Ingenieursunternehmen mit BYD als Partner seiner Speicherlösungen zusammen und vertreibt außerdem deren Elektro-Busse und -Autos für Gewerbekunden, wie das Modell e6, das sich mit einer Reichweite von bis zu 400 Kilometern auch für den Taxibetrieb eignet.
Stromspeicher sind für FENECON das Mittel zum Zweck. Handelsübliche Speicher laden sich voll, und entladen sich erst wieder, wenn Strom aktiv verbraucht wird. Überschüssige Energie wird pauschal ins Netz eingespeist, unabhängig davon ob sie dort gerade gebraucht wird oder welcher Energiebedarf beim Kunden noch besteht.
Feilmeiers Keller-Batterien hingegen können neben selbst produzierter Sonnenenergie auch überschüssigen Windstrom speichern und für mehr Netzstabilität sorgen. „Mit Hilfe von individuell programmierbaren Anwendungen können unsere Stromspeicher zum Beispiel die Wärmepumpe schon einschalten, solange die Strom-Erzeugung über die Solar- oder Windanlage stattfindet. So kann zusätzlicher Strom für später gespeichert werden”, argumentiert der Geschäftsführer.
FENECON versteht den Markt und weiß, wie ein multifunktionaler Stromspeicher aufgebaut sein muss. In Deggendorf planen Ingenieure und IT-Spezialisten die „intelligenten” Speichersysteme, die dann von BYD in China produziert werden. Außerdem kümmern sich die Energie-Experten um Anpassungen, Übersetzungen und rechtliche Abstimmungen für BYD in Europa. Als Bindeglied zwischen Stromspeicher und personalisierbarer Nutzung dient das FENECON Energie Management System (FEMS). Federführend bei der Entwicklung der Software war Franz-Josefs Bruder Stefan, Leiter der siebenköpfigen IT-Abteilung.
„Anfangs haben wir unsere Produkte nur mit unseren Apps, unter anderem um das Laden und Entladen der Batteriespeicher durch die Ansteuerung weiterer Geräte zu timen, angeboten. Effizienter ist es aber, die Hardware und eigentliche Software zu trennen, wie bei Smartphones”, erklärt Franz-Josef Feilmeier. Wird eine Handy-App für das freie Betriebssystem Android programmiert, funktioniert sie auf den meisten Smartphones weltweit. Die Hersteller müssen im Grunde nur noch ein qualitativ hochwertiges Gerät bieten, auf dem alle Anwendungen genutzt werden können. Ein logisches Konzept, das Feilmeier und sein Team vor zwei Jahren auf die Speicherbranche ummünzten.
Entstanden ist dabei OpenEMS, ein offenes Energie Management System für Stromspeicher. „Wir haben den Basis-Quellcode unserer Stromspeicher-Software frei zur Verfügung gestellt. Darauf laufen unsere Energie-Management-Apps, aber auch externe Programmierer können Anwendungen zur optimalen Energienutzung entwickeln und verwenden.” Dank FEMS können Benutzer bequem über den Laptop oder das Smartphone den aktuellen Status des Systems einsehen und verwalten.
Bei der Umsetzung des visionären Projektes wurde Feilmeier unter anderem von der LfA Förderbank Bayern unterstützt. 2016 erhielt er über die Volksbank Straubing ein Darlehen über 500.000 Euro im Rahmen des LfA Universalkredits Innovativ.
Damit sich das freie Betriebssystem auch unabhängig von FENECON weiterentwickelt, wird OpenEMS jetzt an eine neutrale Trägerschaft übergeben. Als Trägerverein wird eine Non-Profit Organisation gegründet, an der sich noch Mitglieder beteiligen können. Wie das Konzept die Energiewirtschaft beeinflussen wird? „Künftig geht es darum, Energie aus vielen dezentralen und erneuerbaren Energiequellen bedarfsgerecht zur Verfügung zu stellen. Der Schlüssel dafür ist eine intelligente Vernetzung”, ist sich Feilmeier sicher. Dass es funktioniert, zeigt die Solaranlage des Vaters, die heute in Verbindung mit einem smarten Stromspeicher immer genug Strom zur richtigen Zeit liefert. Sogar unabhängig vom Versorger-Netz.