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Kunstkalender 2024 – Kalenderblatt September

Metadaten

Kategorie
Kunstkalender
Mediatyp
Bilder, Video
Jahr
2024

Alexandru S‹alariu

VIBRA 2, 2023
Vibrationale Mixed-Media-Skulptur: 3-D-Druck, Soundsystem, Autositz, Schaumstoff, Decken
Gesamtmaß ca. 120 × 100 × 120 cm

Vibra 2

»Die „Vibras“, die in bassigen Tönen vibrieren, ermuntern das Anlegen an den Körper mit ihren diversen Furchen und Kuhlen, die der Hand schmeicheln und in die man seine Extremitäten legen kann. Das Objekt soll ein verspieltes Entdecken der taktilen Erfahrung erlauben. Es schwebt irgendwo zwischen futuristischem Maschinenteil und Erotikspielzeug, wobei es den Vibrator von der Fixiertheit auf den Genitalbereich befreit und auf den ganzen Körper erweitert.«
Alexandru Salariu

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Wo liegt das Gleichgewicht des Lebens? Dass es wichtig für uns ist, die äußeren und die inneren Bewegungen immer wieder zur Ruhe kommen zu lassen, wussten schon die Philosophen der Antike (Aristoteles) und des Mittelalters (Thomas von Aquin) – und auch, dass die Vita activa, das tätige Leben, und das beschauliche Leben, die Vita contemplativa, als Pole eines einzigen Lebens untrennbar zusammengehören. Als Work-Life-Balance wird dieser Zustand heute gerne bezeichnet. Wie aber diese Balance herstellen, wie am besten relaxen? Durch Konzentration oder Meditation? Das war einmal. Die Zukunft heißt: Vibration!

Mit der Industrialisierung und Technisierung des Alltagslebens ist die Vibration ein ständiger und lieb gewordener Begleiter des Menschen geworden. Das Begehren danach befriedigt etwa der Verbrennermotor, der uns einkapselt, in Sound wohlig einhüllt und einlullt.

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    Als bildender Künstler und Musiker richtet Alexandru Șalariu seine Forschungen deshalb auf die Vibration, die er installativ, skulptural und performativ materialisiert. Seine sogenannten „Vibras“ sind Artefakte einer geschrumpften Karosserie, und sie werden von den Benutzerinnen und Benutzern seiner Kunst getragen wie Kokons, die aus der Zeit nach den Verbrennern zu uns rufen. Sie bringen den Körper auf natürliche Weise in Posen der Sorge und der Zärtlichkeit. Drapiert in weiche Decken, ruht die „Vibra“ auf dem Autositz – wie ein Baby in der Wiege. Von unten, aus dem Sitz, quillt vibrationsdämpfender Schaumstoff, wie er in Autos verbaut wird. Als Benutzer nehmen wir die „Vibra“ in den Arm, schmiegen und kuscheln uns an sie – und sie sich an uns.

    Schall ist als Vibration grundlegend taktil angelegt. Insofern ist es eine logische Folge, das Gehör auf die gesamte Haut zu erweitern und mit vibratorischer Soundkunst die Haut und den Leib in seiner ganzen Körperlichkeit anzusprechen. Dadurch verändert sich der Zugang für Rezipientinnen und Rezipienten. Selbst Menschen mit Seh- oder Hörschwierigkeiten können solche Soundskulpturen zum Anfassen erfahren, vielleicht sogar besonders sensitiv. Die zehnminütige Komposition wird durch eine eingebaute Elektronik abgespielt. Die Basswellen, die durch den Körper wandern, erzeugen ein dissoziatives Gefühl. Durch das harte, in 3-D gedruckte Objekt wird die versprochene Wellness zwar nicht unbedingt geliefert – und doch möchte man die „Vibra“ nicht mehr loslassen.

    Text: Prof. Dr. Bernhart Schwenk

    Der Künstler

    Künstler Alexandru S‹alariu
    Alexandru S‹alariu
    1994

    Geboren in Iași, Rumänien

    2013–2016

    Studium der Philosophie und Chemie an der Eberhard Karls Universität Tübingen

    Seit 2016

    Studium der Kunsterziehung, Bildhauerei und des Sounds an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg bei den Professoren Michael Munding, Michael Stevenson und Jan St. Werner

    2019–2020

    Studium der Medienkunst an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (Stipendium)

    2019 und 2023

    Jahresausstellungspreis der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg

    Mitglied des Kunstkollektivs „Dynamische Akustische Forschung“ (DAF)