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Kunstkalender 2024 – Kalenderblatt August

Metadaten

Kategorie
Kunstkalender
Mediatyp
Bilder, Video
Jahr
2024

Mariella Maier

OPEN SOURCE, 2023
3-teilige Installation, Teil 1: 648 Patentakten, Palette, Spanngurte, Teil 2: Papierbahn, beschriftet, Teil 3: Text zum Mitnehmen
300 × 64 × 64 cm (Teil 1)
400 x 105 cm (Teil 2)

Open Source

In meinen Arbeiten möchte ich die für uns oft unsichtbaren, gesellschaftlich konstruierten Strukturen, in denen wir uns bewegen und die unsere Lebensgrundlage bilden, sichtbar machen und hinterfragen. Die ästhetische Gestaltung verhandelt für mich auch immer Fragen der gesellschaftlichen Verhältnisse: Die Form als Reflex und Reflexion ist das Mittel einer 
Auseinandersetzung mit Fragen nach dem Politischen, dem Widerständigen, dem emanzipativen Potenzial. Meine Arbeitsweise erstreckt sich dabei von performativen Interventionen im öffentlichen Raum bis hin zu benutzbaren Skulpturen im White Cube.
Mariella Maier

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Ist Kreativität quantifizierbar? Und ebenso entscheidend: Ist sie qualifizierbar? Wie wird mit Kreativität in unserer Gesellschaft und unserem Staat umgegangen? Und wie mit ungenutzter Kreativität? Um diese und ähnliche Fragen kreist die raumgreifende konzeptuelle Plastik von ­Mariella Maier mit dem Titel „Open Source“. Im Speziellen geht es um das Patentieren von Ideen, das die Konkurrenzfähigkeit von Unternehmen gewährleisten und gleichzeitig die Menschen zu neuen Erfindungen anspornen soll, die wiederum dem gesellschaftlichen Wohl dienen mögen. Dabei ist die Balance zwischen dem Allgemeinnutzen und dem wirtschaftlichen Profit Einzelner oft nicht ausgewogen. Denn das Hineinwirken von Patenten in Menschenrechte wie das Recht auf medizinische Versorgung, der Zugang zu sauberem Wasser, das Recht auf Nahrung etc. sowie der gezielte Ausschluss von Personen oder ökonomisch schlechter gestellten Nationen durch Monopolisierung machen Patente zu umstrittenen Praktiken.

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    Der mit Spanngurten befestigte, drei Meter hohe Turm aus „Open Source“ besteht aus Papiersteinen, die aus 648 zerstörten Akten des Europäischen Patentamts gepresst wurden. Formal lehnt sich der „Patente-Stapel“ von Mariella Maier an die Struktur des bekannten „Jenga“-Spiels an. Bei diesem Klassiker unter den Geschicklichkeitsspielen ziehen die Spielenden aus einem Turm aus Holzbausteinen einzelne Steine aus den unteren Ebenen und legen sie so lange auf die oberste, bis der Turm instabil wird und zusammenstürzt. Auf einer Europalette platziert, verweist das verwendete Material auf industrielle Transporte und Warenproduktion. An der Wand daneben werden auf einer langen Papierbahn 648 Namen von bewilligten Patenten aufgelistet – ebenso viele, wie für den Turm verarbeitet wurden.

    Zur Arbeit gehört darüber hinaus ein kritischer Text über den Begriff des Eigentums, innerhalb dessen nach deutscher Rechtsauffassung auch Produkte des Geistes monopolisiert werden – und damit etwas, das im Grunde nicht monopolisierbar ist. Denn es erscheint weder sinnvoll, den freien Charakter des Geistes zu beschränken, noch kreative Ideen einem Wirtschaftssystem unterzuordnen.

    Text: Prof. Dr. Bernhart Schwenk

    Die Künstlerin

    Künstlerin Mariella Maier
    Mariella Maier

    Geboren in Rosenheim

    2008–2014

    Studium der Literaturwissenschaft, Philosophie und Kunstpädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Magister Artium

    2012

    Accademia di Belle Arti Palermo, Italien

    2014–2017

    Schauspielausbildung am Michael Tschechow Studio, Berlin

    2018–2021

    Bühnenbildstudium an der Akademie der Bildenden Künste München bei Professorin Katrin Brack

    Seit 2021

    Studierende bei Professor Olaf Nicolai, Akademie der Bildenden Künste München

    2022

    Preis der Antonia und Hermann Götz-Stiftung für junge Kunst, Marktoberdorf

    2023

    Deutschlandstipendiatin des Bundesministeriums für Bildung und Forschung