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Kunstkalender 2024 – Kalenderblatt Mai

Metadaten

Kategorie
Kunstkalender
Mediatyp
Bilder, Video
Jahr
2024

Hannah Jeong

SHEDDING TEARS, 2023
Öl auf Leinwand
65 × 60 cm

Shedding Tears

Erinnerungen sind für mich essenziell. Aus meinem Gedächtnis male ich, um den Betrachtenden meine Erfahrungen näherzubringen. Mein Unterbewusstsein, meine Träume und die Vergangenheit meines Lebens bestimmen die Themen und Form meiner Malereien. Die Werke geben einen sehr privaten und intimen Einblick meiner Gefühle und Eindrücke. Ob es die menschlichen Berührungen, die Temperatur oder die Gerüche sind, es sind Fragmente 
meiner Wahrnehmung, die ich auf der Leinwand vereinen will.
Hannah Jeong

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Was finden wir anziehend, wann stößt uns etwas ab? Die Erforschung der Emotionen ist ein noch junger Zweig der Psychologie, der Soziologie, der Geschichts- und Neurowissenschaften. Spätestens seit der Aufklärung stand der Mensch vor allem als Vernunftwesen im Vordergrund, die Welt- und Bildbetrachtung wurde vor allem intellektuell dominiert. Heute allerdings lässt sich belegen, dass uns emotionale Kräfte viel stärker beeinflussen, als wir es bisher wahrhaben wollten. Nicht ­zufällig setzen Politik und Werbung schon lange und durchaus manipulativ darauf, mit Bildern Gefühle hervorzurufen und diese eigennützig einzusetzen. Kunst hingegen entsteht in freien Zusammenhängen, schafft eine rein persönliche Verbindung zu den ­Betrachtenden und existiert ohne erkennbaren Zweck.

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    Auch die beiden sanft wirkenden, katzen- oder bärenähnlichen Figuren auf dem Gemälde von Hannah Jeong, die sich umarmen, lassen wohl niemanden kalt. Die beiden freundlichen, weichen Gestalten mit ihren gerundeten Extremitäten erinnern an Kuscheltiere, ihre tapsigen Bewegungen lassen an Flummitiere oder die bunte Zeichentrick-Familie der Barbapapas denken. Während das grünflauschige Wesen aufrecht stehend von hinten zu sehen ist, lässt sich das rotflauschige in seine Arme fallen, mit Tränen in den winzigen Augen. Die gefühlvolle Szene findet auf einem frühlingsgrünen, bühnenartigen Rasenrund mit blühenden Maiglöckchen statt und wird im Hintergrund von einer geschwungenen, schwarz spiegelnden Wandfläche umfangen. Also alle Erwartungen erfüllt? Mitnichten. Viel zu authentisch wirkt die Malerei mit ihren zärtlich gesetzten Valeurs, um das Kunstwerk in die Nähe von Kitsch zu bringen. Auch der glitzernde Reißverschluss auf dem Rücken des grünen Akteurs verhindert eine traumselige und selbstvergessene Betrachtung. Vielmehr stellt sich die Frage: Ist das, was wir hier sehen, echt? Gibt es auch künstliche Emotionen? Die Betrachtung von Kunst wie dieser lädt ein, die eigene Gefühlswelt besser kennenzulernen. Denn Kunst weckt Assoziationen mit Erfahrungen, die manchmal unter die Haut gehen, vor allem wenn sie über lange Zeit nicht zugelassen wurden. Kunst berührt unser persönliches emotionales Archiv. Ob sie als angenehm oder unangenehm empfunden wird, hängt im Wesentlichen von diesen Erfahrungsmomenten ab.

    Text: Prof. Dr. Bernhart Schwenk

    Die Künstlerin

    Künstlerin Hannah Jeong
    Hannah Jeong
    1997

    Geboren in Seoul, Südkorea

    Seit 2018

    Studium an der Akademie der Bildenden Künste München bei Professorin Schirin Kretschmann

    2018–2019

    Studium der Textilkunst an der Ehwa 
Womans University, Seoul

    2021

    Gaststudentin an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Professorin Vivian Greven

    2022

    Karl & Faber Kunstpreis, München

    Stipendium für ausländische Studierende des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst

    2023

    Gaststudentin an der Hochschule für Künste Bremen bei Professorin Heike Kati Barath