Kunstkalender 2024 – Kalenderblatt Juni
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Die komplexe Form eines Orts ästhetisch zu definieren war das Thema, das sich die Fotoklasse unter der Leitung von Flaka Haliti stellte – mit dem Ziel eines kollektiv gestalteten Raums. Am Anfang stand die gemeinsame Lektüre der Publikation „Forms. Whole, Rhythm, Hierarchy, Network“ („Formen. Ganzheit, Rhythmus, Hierarchie, Netzwerk“) der amerikanischen Literaturkritikerin Caroline Levine. Ihr folgte die Beschäftigung der Klasse mit dem Zusammenhang von Architektur und politischen Kräften, insbesondere mit der Form als einer vereinigenden Kraft und der Fähigkeit, disparate Teile zusammenzuhalten.
Das Ergebnis war die Rauminstallation „WHERE WE RELIEVE OR HOLD“ (deutsch in etwa „WO WIR ENTLASTEN ODER FESTHALTEN“), welche die typologischen Kennzeichen einer Bar und eines Badezimmers vereint. Die Installation stellt den Versuch dar, die Identität eines funktional festgelegten Orts, das Klassenzimmer einer Kunstakademie, zu dekonstruieren und als einen neuen – ästhetischen wie sozialen – Ort zu gestalten. Das Konzept sah vor, die üblicherweise fixierten Nutzungsparameter und -zuweisungen aufzulösen und einen alternativen Raum zu schaffen, eine Art Behälter, der wie ein dynamischer Prozess Regelhaftes wie Widersprüchliches vereinigt, der Brüche und Dissonanzen aushält und das Ganze in eine Balance bringt.
So bildet das Bar-Bad-Projekt mit seiner einfachen Ordnung aus Bänken und Kästen, teils mit realen Kacheln gefliest, teils mit zeichnerischen Darstellungen versehen, den verbindenden Rahmen für unterschiedliche künstlerische Arbeiten. Jedes einzelne dieser Kunstwerke unterläuft die (Illusion von) Totalität und würdigt stattdessen Differenz und Vielfalt, Queerness und Interdependenz als alternative soziale und politische Formen.
Text: Prof. Dr. Bernhart Schwenk