Kunstkalender 2024 – Kalenderblatt Februar
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Kollektive Kreativität in der Kunst hat eine lange Geschichte. Die Gründe für ihre Entstehung sind so vielfältig wie die Mitglieder der jeweiligen kreativen Gruppierungen – ob die Unzufriedenheit über die traditionelle Kunstausbildung (Nazarener, Expressionisten), der Wunsch nach einfachen Lebensformen (Künstlerkolonien in Barbizon, Worpswede etc.), das Streben nach Interdisziplinarität (Bauhaus) oder die Vision einer neuen Gesellschaft (Suprematisten). Die Pariser Situationisten forderten eine „Kunst aus Dialog und Zusammenarbeit“, wollten die Emanzipation von einem Gesellschaftssystem, in dem sie sich eingeschlossen fühlten, mit gemeinsamen Aktionen erreichen.
Nach allgemein verbreiteter Vorstellung bestimmt sich der Wert eines Kunstwerks noch immer durch die individuelle Autorschaft eines künstlerischen „-Genies“. Aber gibt es die behauptete singuläre künstlerische Kreativität überhaupt? Ist nicht jede einzelne Identität automatisch die Summe der kulturellen und sozialen Verhältnisse, denen sie entstammt?
Formen der Gemeinschaftsarbeit sind Modelle der Zukunft – nicht nur in der Kunst, bei der die Ziele u. a. in der Autonomie gegenüber den herrschenden (Markt-)Mechanismen im Kulturbetrieb, in nicht hierarchischen Gestaltungsprozessen, in Selbstregelung und Selbstaufwertung liegen. Auch in der Wirtschaft etablieren sich neue Denkansätze und Kreativitäts-Werkzeuge („Design Thinking“). Bei all diesen Methoden geht es um Kooperation. Denn eine Gruppe, die sich durch unterschiedliche Blickwinkel und Lebenserfahrungen auszeichnet, generiert automatisch kollektive Intelligenz. Ein Team, das sich gegenseitig unterstützt, ist offener und geistig flexibler als das Individuum, ist in der Lage, aus festgefahrenen Logiken auszubrechen, Freiräume zu entdecken und zu nutzen.
Text: Prof. Dr. Bernhart Schwenk