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Kunstkalender 2023 – Kalenderblatt April

Metadaten

Kategorie
Kunstkalender
Mediatyp
Bilder, Video
Jahr
2023

Technische Daten

  • Hannah Schwab
  • Titel: Komfortzone
  • Jahr: 2022
  • Größe (H x B): 62 x 62 cm (ohne Rand)
  • Technik: Fotografie (Polaroids)
    Installation von vier Polaroidfotos auf Tisch mit Metallplatte

Komfortzone

»In meiner künstlerischen Arbeit fasziniert mich das Feine, Ästhetische, das Schöne, das Sinnliche. Der Hauch von privater, verletzlicher und verschlossener Intimität, die sich nach Schutz und Geborgenheit sehnt, sich aber gleichzeitig auch bewusst präsentiert und in die Öffentlichkeit tritt.

Als Teil der zwischenmenschlichen Kommunikation und als wesentlicher Indikator von Emotionen beschäftige ich mich mit der menschlichen Haut und ihrer soziokulturellen Bedeutung. Ich betrachte das lebenswichtige Organ als Schnittstelle von Privatem und Öffentlichem, die ich in unterschiedlichen künstlerischen Medien sichtbar zu machen versuche. Die Familienfotos sind für mich von emotionaler Bedeutsamkeit und sie treten in die Öffentlichkeit. Die eigene Erinnerung, Erfahrungen und das Gefühl von Geborgenheit werden Teil der Arbeit, die das Verhältnis von Privatem und Öffentlichem behandelt.«

Hannah Schwab

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Warum erlebt die Sofortbild-Fotografie gerade wieder einen Boom? Digitale Bilder sind ja ebenfalls sofort verfügbar, sie kosten nichts (mit Ausnahme von Speicherplatz) und können endlos geteilt werden. Vielleicht hat der Boom damit zu tun, dass ein Polaroid-Foto einen realen Gegenstand darstellt, ein kleines, einmaliges Ding ist, das man von Hand zu Hand reichen kann. Anders als in Netzwerken und Chatgruppen ist das Teilen mit dem Geben und Nehmen eines Objekts verbunden. Und es wird möglicherweise viel bewusster, wie körperlich und intim, wie zeitlich und veränderlich das Bilder-Machen ist. Das Foto ist in der Welt, nicht nur im Datenspeicher mit unzähligen anderen. Man berührt es, sieht, wie es sich entwickelt, gibt es weiter.

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    Hannah Schwab hat für die Präsentation ihrer mehrteiligen Arbeit auf der Jahresausstellung an der Kunstakademie in Nürnberg einen Hocker mit einer Metallplatte, den sie zufällig dort fand, verwendet. Die Gebrauchsspuren und die Patina korrespondieren perfekt mit den kleinen Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Sie werden umfangen von einer hellrosa Banderole. Alle vier Banderolen haben exakt die gleiche Wicklung. Der Grund dafür ist, dass es sich um Kunststoffobjekte handelt, die mittels 3-D-Druck hergestellt wurden. Während es sich also bei den Fotos um Unikate handelt, ist ihre „Verpackung“ ein Produkt der seriellen, digitalisierten Fertigung.

    Die Motive der Polaroids zeigen Szenen mit Familienmitgliedern der Künstlerin. Zweimal sind Bezugnahmen auf das Medium der Fotografie selbst zu erkennen. Bei dem stehenden Bild rechts oben ist zwischen den beiden Personen in einem Spiegel die Fotografin – oder vielmehr das Blitzlicht ihrer Kamera – sichtbar. Links unten wird ein Fotoalbum betrachtet, das stoffliche Depot in Buchform, mit dem man vielleicht Erinnerungen wach werden lässt. Die soziale Interaktion ist unverkennbar. Die Schnappschüsse sind privat, auch wenn sie ausgestellt werden. Die breiten Banderolen vermitteln einen stofflichen Eindruck; sie verleihen den Aufnahmen eine körperliche Erweiterung. Und besonders dort, wo sie Gesichter verdecken, schirmen sie zudem ab, schützen den Moment, „bekleiden“ das Motiv. Es ist Hannah Schwab ein wichtiges Anliegen, neben der Kommunikation durch das Sichtbare auch das (An-)Fühlbare, die Berührung, die durch die empfindsame Haut eines Lebewesens wahrgenommen wird, zu vermitteln. Deshalb ist das umwickelte Foto ein fühlbares Objekt. In dessen „Komfortzone“ ist man behütet, geborgen und angstfrei. Das Ausstellen ist kein Bloßstellen, sondern zeugt von Respekt und Vertrauen.

    Text: Jochen Meister

    Die Künstlerin

    Künstlerin Hannah Schwab
    Hannah Schwab
    1996

    Geboren in Fürth

    Lebt und studiert in Nürnberg

    2018

    Studium Kunstpädagogik bei Professorin Susanne Kühn an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg

    AUSSTELLUNGEN (Auswahl)

    2019

    Jahresausstellung Akademie der Bildenden Künste Nürnberg

    2021

    Jahresausstellung »Edel Extra«, Nürnberg

    2021

    Gruppenausstellung Strafjustizzentrum, Nürnberg

    2021

    Publikation »Pixel Binge« in der Klasse für Freie Malerei von Professorin Susanne Kühn an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg

    2022

    Auswahlausstellung des Cusanuswerks Universität der Künste Berlin

    2022

    Jahresausstellung Akademie der Bildenden Künste, Nürnberg

    Instagram: @hannahlotto