Kunstkalender 2023 – Kalenderblatt April
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Hannah Schwab hat für die Präsentation ihrer mehrteiligen Arbeit auf der Jahresausstellung an der Kunstakademie in Nürnberg einen Hocker mit einer Metallplatte, den sie zufällig dort fand, verwendet. Die Gebrauchsspuren und die Patina korrespondieren perfekt mit den kleinen Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Sie werden umfangen von einer hellrosa Banderole. Alle vier Banderolen haben exakt die gleiche Wicklung. Der Grund dafür ist, dass es sich um Kunststoffobjekte handelt, die mittels 3-D-Druck hergestellt wurden. Während es sich also bei den Fotos um Unikate handelt, ist ihre „Verpackung“ ein Produkt der seriellen, digitalisierten Fertigung.
Die Motive der Polaroids zeigen Szenen mit Familienmitgliedern der Künstlerin. Zweimal sind Bezugnahmen auf das Medium der Fotografie selbst zu erkennen. Bei dem stehenden Bild rechts oben ist zwischen den beiden Personen in einem Spiegel die Fotografin – oder vielmehr das Blitzlicht ihrer Kamera – sichtbar. Links unten wird ein Fotoalbum betrachtet, das stoffliche Depot in Buchform, mit dem man vielleicht Erinnerungen wach werden lässt. Die soziale Interaktion ist unverkennbar. Die Schnappschüsse sind privat, auch wenn sie ausgestellt werden. Die breiten Banderolen vermitteln einen stofflichen Eindruck; sie verleihen den Aufnahmen eine körperliche Erweiterung. Und besonders dort, wo sie Gesichter verdecken, schirmen sie zudem ab, schützen den Moment, „bekleiden“ das Motiv. Es ist Hannah Schwab ein wichtiges Anliegen, neben der Kommunikation durch das Sichtbare auch das (An-)Fühlbare, die Berührung, die durch die empfindsame Haut eines Lebewesens wahrgenommen wird, zu vermitteln. Deshalb ist das umwickelte Foto ein fühlbares Objekt. In dessen „Komfortzone“ ist man behütet, geborgen und angstfrei. Das Ausstellen ist kein Bloßstellen, sondern zeugt von Respekt und Vertrauen.
Text: Jochen Meister
Die Künstlerin
