Kunstkalender 2023 – Kalenderblatt Juni
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Bei »GIVEN 8782« handelt es sich um ein Werk mit ausdrücklich sozialem Aspekt. Da ist zum einen die Vorstellung einer speziell „weiblichen“ Arbeit, wenn es um die Beschäftigung mit Textilien geht. Dem Klischee farbenfrohen Kunsthandwerks begegnet die Künstlerin mit Reduktion und Strenge sowie einem Konzept, das sich ausdrücklich mit der Textilindustrie beschäftigt. Auslöser war die Erkundung einer ehemaligen Textilfabrik im schweizerischen Kanton Glarus, bei der die Künstlerin viel Material, insbesondere Quellen zu den prekären Arbeitsbedingungen, beispielsweise denen sogenannter Gastarbeiterinnen, fand. Die Garnspulen für ihre Performance erwarb sie in konfektionierter Länge bei einer dort noch ansässigen Firma. Im Titel des Werks findet sich, wenn auch verschlüsselt, ein Hinweis auf diese Herkunft mit dem Einbezug der Postleitzahl. „GIVEN“ kann dann einerseits auf das Geben von Arbeitsleistung, aber auch im Sinne einer Versuchsanordnung gelesen werden: Gegeben sei ...

Ein wichtiger Aspekt für Anneke Marie Huhn ist der Umgang mit Grenzen in mehrfacher Form, beim künstlerischen Material wie in der gesellschaftlichen Struktur. Welche Grenzen setzt beispielsweise der Markt bei der Produktion von Textilien? Mit welchen Maßnahmen wird agiert oder reagiert, was bedeutet dies für die betroffenen Menschen? Huhn recherchierte und beschäftigte sich mit der Arbeit von Frauen und Mädchen in der Textilindustrie. In der Performance und dem dabei entstehenden Werk stellen die beiden Pfosten physische Grenzen dar. Wie schon erwähnt, war zu beobachten, wie sich Tag für Tag, mit jedem Anwachsen der Garnlinien, die am Boden fest verschraubten Stangen zueinander bogen. Das dünne Garn entfaltete in der Bündelung eine ungeahnte Kraft – harte Kanten mussten sich weichen Strukturen wortwörtlich beugen. Für die Künstlerin ist es ein Symbol der Hoffnung, eine Metapher für die Kraft des scheinbar Schwachen. Die mühevolle Arbeit hat Wirkung gezeigt.
Text: Jochen Meister
Die Künstlerin
