Kunstkalender 2021 – Kalenderblatt Mai
Das erste weltweit synchronisierte Medium überhaupt, dessen technischer Output heute natürlich hauptsächlich über das Internet funktioniert, schuf eine ideale Plattform, das Gefühl eines gemeinsamen Vorhabens wie der Jahresausstellung trotz einer geschlossenen Akademie und des Verzichts auf größere Menschenansammlungen aufrechtzuerhalten. Vielleicht sogar noch mehr. Denn die Umstellung auf das akustische Format verlangte einen neuen Umgang in der Vermittlung von Visuellem. Aktives Beschreiben und Reportagen machten einen Teil des Programms aus. Gleichzeitig wurden die vielfältigen Aktivitäten im akustischen Bereich hörbar. Von zahlreichen musikalischen Projekten, live gesendeten Auftritten von Bands und DJs bis zu Wortbeiträgen entstand ein buntes Netz von und (nicht nur) für die Studierenden der Nürnberger Kunstakademie.
Während der Sendezeit aus dem improvisierten Studio im Filmhaus-Café war zugleich eine lokale Basis eingerichtet, die zur (virenschutzgerechten) Anlaufstelle für die verstreuten Ausstellungen und Aktionen wurde. Der sogenannte analoge Raum konnte sich also in einem geschützten Bereich entwickeln, während der digitale Raum für die notwendige vernetzte Kommunikation sorgte.
Es war gut zu wissen, dass es sich um die kreative Arbeit von Menschen handelte, von Mitgliedern einer Gemeinschaft, die ohne anonyme Algorithmen und kommerziellen Interessen folgend, in einer fast archaischen Tradition »auf Sendung« ging. Das Flattern, die schnelle und spontane Bewegung, ist ein wunderbarer Begriff für das oft spontane »Reinflattern« von Gästen, deren Beiträge dann wieder aus dem Studio hinaus flattern konnten.
Text: Jochen Meister