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Kunstkalender 2018 – Kalenderblatt Titelseite

Metadaten

Kategorie
Kunstkalender
Mediatyp
Bilder, Video
Jahr
2018

Technische Daten

  • Michaela Tkadleček
  • Falls ich runterfallen sollte, wäre es aus reiner Faulheit runterzugehen
  • 2017
  • 585 cm x 384 cm x80 cm
  • Floatglasmalerei

 

Falls ich runterfallen sollte, wäre es aus reiner Faulheit runterzugehen

Die riesigen Fenster der Atelierräume an der Münchner Kunstakademie haben einen besonderen Charme, sind sie doch mit ihrem schlichten Sprossenwerk in erster Linie funktional, verströmen aber durch ihre Größe einen Hauch jener Monumentalität, die den ganzen Altbau prägt. Eines der Fenster hat Michaela Tkadleček auserkoren, um es temporär zu einem Gemälde umzugestalten. Dies hat mit der Faszination der Künstlerin für Glas zu tun, genauer mit dessen Eigenschaften. Denn Glas ermöglicht eine einzigartige Verbindung von Malerei oder Zeichnung mit der Energie des Sonnenlichts. Es lebt im Wechsel von Licht und Schatten. "Nachts geht das Bild schlafen", meint die Künstlerin lächelnd. Dazu kommt der Aspekt des Wechselspiels zwischen Innen und Außen. Das Gemälde, welches inzwischen wieder entfernt wurde, ist ortsspezifisch entwickelt. Die Malerei zieht sich an einigen Stellen über den Fensterrand hinweg auf die Wand und sprengt so den Rahmen. Das gilt auch für einen horizontalen Glasstreifen, der bauseitig vor den Fensterscheiben angebracht ist und mit seiner milchigen Transparenz in die Bildkomposition einbezogen wurde. Auch wenn Michaela Tkadleček mit Mitteln der Glaskunst arbeitet, ist sie in erster Linie Malerin, die keine Entwürfe ausführen lässt, sondern persönlich Hand anlegt.

Als Motiv wählte die Künstlerin das Profil eines Kopfes, zwischen dessen geschlossenen Lippen ein zarter Hauch zu entweichen scheint. Dort verlieren sich die Konturen, die Stirn, Nase, Mund und insbesondere das Kinn aus spielerisch bewegten Linien bilden. Sie verbinden sich mit roten, violetten, grünen und blauen Akzenten zu einem malerischen Arrangement. Über dem Scheitel des nach oben geneigten Hauptes beginnt eine grünblaue, wolkige Partie, in denen Worte erscheinen. Es handelt sich um tschechische Begriffe, also aus der Muttersprache der Künstlerin, die allerdings nicht zu Sätzen zusammengestellt wurden, sondern assoziativ nebeneinanderstehen. So stehen sie für einen zentralen Impuls, der die ganze Arbeit prägt: Das eigene Erleben der Künstlerin ist der Ausgangspunkt für eine Umsetzung, die im transparenten Material wie in der Gestaltung eine vitale Energie sichtbar macht. Der kuriose Titel allerdings ist nicht auf das Glas, sondern die obere waagerechte Sprosse geschrieben und als Zitat in Anführungszeichen gesetzt: "Falls ich runterfallen sollte, wäre es aus reiner Faulheit runterzugehen". Es ist eine ironische Anspielung auf die häufigen Sicherheitshinweise während des Arbeitens hoch oben auf dem Gerüst, welches notwendig war, um das Gemälde auszuführen.

Text: Jochen Meister

Die Künstlerin

Michaela Tkadleček
Michaela Tkadleček
1992

Geboren in Pribram, Tschechische Republik,
lebt und studiert in München

seit 2015

Studium im Bereich Glas an der Akademie der Bildenden Künste München bei Professor Markus Karstieß (2015), Professor Marien Schouten (2016) und Professorin Nicole Wermers (2017)

seit 2017

Studium im Bereich Glas und Fresco an der Vilnius Academy of Arts (Litauen)

Ausstellungen (Auswahl):


2015

Hole into the Head, Abendcafé Souterrain, Prag (Tschechische Republik)

2016

Die dunkle Seite / Spekulatives Terrain, Akademie der Bildenden Künste München (Gruppenausstellung)

2016

Artists for the Barriers Account, Klementinum, Prag (Tschechische Republik) (Gruppenausstellung)

2017

Talente 2017, Internationale Handwerksmesse München (Gruppenausstellung)

2017

Jahresausstellung, Akademie der Bildenden Künste München (Gruppenausstellung)

www.instagram.com/michaelathka/