Kunstkalender 2018 – Kalenderblatt Oktober
Während sich die Projektionen verändern, hört man Anweisungen einer männlichen Stimme: "Chin Up", "Eyes Wide Up", "New Pose" und immer wieder "Look At Me". Es sind kurze Kommandos, mit denen Fotografen den Ausdruck und die Körperhaltung ihrer Modelle steuern. Die Stimme ist computergeneriert und die Anweisungen hat die Künstlerin selbst geschrieben. Dazu ist ein zweites Geräusch gemischt. Man hört unverkennbar den Sound eines Tennismatchs. Manchmal klingen die englischen Phrasen wie Spielkommentare; eine atmosphärische Verschiebung findet statt. Das funktioniert auch in der Gegenrichtung. Immer nach einem Kommando schlägt der Ball mit einem "Plop" auf und verursacht eine Art akustischen Kurzschluss, denn das Geräusch ist präzise so platziert, dass genau dann der Auslöser der Kamera zu hören ist. Mit jedem Ballwechsel ändert sich die Pose des Modells, das, wenn auch in viele kleine Bildsplitter fragmentiert, auf den realen, umgestülpten Bällen zu sehen ist. "Shooting Match" führt letztlich alle Ebenen auf einen Punkt: Es ist der Moment, an dem das Foto gemacht und der Ball zurückgespielt wird. Das Foto-Shooting und das Tennismatch brauchen (mindestens) zwei Mitspieler, die in Aktionen und Reaktionen verbunden sind, wobei das Modell mit seinen Reaktionen durchaus metaphorisch Bälle zurückspielt.
Text: Jochen Meister