Kunstkalender 2018 – Kalenderblatt März
Jonghwi Baek, der in Seoul Keramik studiert hat, möchte durch seine Skulptur eine Idee ausdrücken. Es geht nicht bloß um eine Funktion, um ein Handwerk oder um reine Ästhetik. Seinen Ofen, Teil einer Serie unterschiedlicher Modelle, bezeichnet er selbst als "typological sculpture". Ohne den Brennofen würde es die Schale, die zweimal im offenen Feuer gebrannt wurde, nicht geben. Ohne die Schale wäre der Ofen andererseits ein leeres Gehäuse, ein benutztes Werkzeug, das seine Schuldigkeit getan hat. Seine Funktion würde viel effizienter von einem modernen Gerät erledigt. Dieser Ofen aber befindet sich in einer Symbiose mit der Schale. Die enge Verbundenheit drückt der Künstler auch physisch aus. Ofen wie Schale sind aus dem gleichen Material, nur unterschiedlich verarbeitet. Die Schale wurde auf einer Töpferscheibe gedreht und mit einer speziellen Glasur aus Salz und Algen gebrannt. Der Ofen wurde dagegen aus kleinen Stückchen aufgebaut. Beide verändern sich während des Brennvorgangs, bei dem Temperaturen von über tausend Grad entstehen. Schließlich werden beide auf und mit dem Holzgestell zur vereinten Skulptur erhoben. Das Sinnbild ist nicht kompliziert. Jonghwi Baek präsentiert kein Produkt. Er zeigt eine Symbiose, die für ihn seiner eigenen Beziehung zur Welt ähnelt. Das Produkt gibt dem Werkzeug etwas zurück, indem es nicht bloß Mittel des Brennens, sondern Teil des Kunstwerks, des Zwecks, geworden ist.
Text: Jochen Meister