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Kunstkalender 2018 – Kalenderblatt März

Metadaten

Kategorie
Kunstkalender
Mediatyp
Bilder, Video
Jahr
2018

Technische Daten

  • Jongwhi Baek
  • typical sculpture #2
  • 2017
  • 55 cm x 55 cm x 160 cm
  • Keramik und Holzarbeit 

typical sculpture #2

Diese Skulptur verbindet Prozess und Produkt; sie vereint das Mittel mit dem Zweck. Auf einem hölzernen Ständer, der vom Künstler in traditioneller Weise aus verzapften Leisten gefertigt wurde, sitzt die gewölbte Form eines Ofens mit einem gerundeten Kamin in der Mitte. Wir blicken durch eine große, oben leicht gekurvte Öffnung ins dunkle Innere des Gehäuses. Dort befindet sich auf einem Stein eine bauchige Schale. Sie nimmt fast den ganzen Innenraum ein und wiederholt, nur umgedreht, die Wölbung des Ofenlaibes. Während dieser jedoch rosa gefärbt ist, besteht die Schale aus einem hellen Material. Sie ist umgeben von Asche, welche darauf hinweist, dass dieser Ofen tatsächlich genutzt wurde.

Jonghwi Baek, der in Seoul Keramik studiert hat, möchte durch seine Skulptur eine Idee ausdrücken. Es geht nicht bloß um eine Funktion, um ein Handwerk oder um reine Ästhetik. Seinen Ofen, Teil einer Serie unterschiedlicher Modelle, bezeichnet er selbst als "typological sculpture". Ohne den Brennofen würde es die Schale, die zweimal im offenen Feuer gebrannt wurde, nicht geben. Ohne die Schale wäre der Ofen andererseits ein leeres Gehäuse, ein benutztes Werkzeug, das seine Schuldigkeit getan hat. Seine Funktion würde viel effizienter von einem modernen Gerät erledigt. Dieser Ofen aber befindet sich in einer Symbiose mit der Schale. Die enge Verbundenheit drückt der Künstler auch physisch aus. Ofen wie Schale sind aus dem gleichen Material, nur unterschiedlich verarbeitet. Die Schale wurde auf einer Töpferscheibe gedreht und mit einer speziellen Glasur aus Salz und Algen gebrannt. Der Ofen wurde dagegen aus kleinen Stückchen aufgebaut. Beide verändern sich während des Brennvorgangs, bei dem Temperaturen von über tausend Grad entstehen. Schließlich werden beide auf und mit dem Holzgestell zur vereinten Skulptur erhoben. Das Sinnbild ist nicht kompliziert. Jonghwi Baek präsentiert kein Produkt. Er zeigt eine Symbiose, die für ihn seiner eigenen Beziehung zur Welt ähnelt. Das Produkt gibt dem Werkzeug etwas zurück, indem es nicht bloß Mittel des Brennens, sondern Teil des Kunstwerks, des Zwecks, geworden ist.

Text: Jochen Meister

Der Künstler

Jongwhi Baek
Jongwhi Baek
1987

Geboren in Seoul, Südkorea, lebt und studiert in München

2008-2014

Studium der Keramik an der Kookmin Universität, Seoul, Südkorea

2014-2015

Studium der Freien Kunst an der Kingston Universität, London, England

seit 2016

Studium der Keramik an der Akademie der Bildenden Künste München bei Professor Marien Schouten

Ausstellungen (Auswahl):


2012

The 1st Union Exhibition of Art School, Sarangchae at The Blue House, Seoul, Südkorea (Gruppenausstellung)

2013

Seoul Design Festival, Coex, Seoul, Südkorea (Gruppenausstellung)

2014

The 2nd ‘New Face’ Exhibition, Yido gallery, Seoul, Südkorea (Gruppenausstellung)

2015

duct, The Swan Gallery, London, England (Gruppenausstellung)

2016

God keep me from ever completing anything. Danner-Preis Ausstellung, Akademie der Bildenden Künste München (Gruppenausstellung)

2017

Jahresausstellung, Akademie der Bildenden Künste München (Gruppenausstellung)

Preise (Auswahl):


2012

Gewinner des 3. GwangJu White Porcelain Competition, GwangJu, Südkorea

2013

Gewinner des 10. Ceramic Arts Award of Korea, Seo-ward, Incheon, Südkorea

www.jonghwibaek.wixsite.com/baek
www.instagram.com/jonghwi_baek