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Kunstkalender 2018 – Kalenderblatt April

Metadaten

Kategorie
Kunstkalender
Mediatyp
Bilder, Video
Jahr
2018

Technische Daten

  • Kai Oh
  • Rainbow Life
  • 2017
  • 113 cm x 110 cm
  • Digitale Collage (Pigmentdruck auf mattem Papier)

 

Rainbow Life

Regenbogenbunte Scheiben, die wie Seifenblasen durch den gefüllten Bildraum zu schweben scheinen, haben die koreanische Künstlerin Kai Oh zu einem scheinbar romantischen Titel inspiriert. Was zunächst wie eine Montage unterschiedlichster Bildelemente wirkt, lässt sich allerdings auf zwei fotografische Ausgangspunkte zurückführen. Ausschnitte aus diesen Fotos bilden den Hintergrund für die anderen Bilder, die wie Folien schichtweise darüber gelegt sind, selbstverständlich mit Hilfe eines Bildbearbeitungsprogramms. Die Collage ist digital entstanden, aber mit analogem Ursprung. Doch zunächst zu den beiden Motiven, die durchaus häusliche Atmosphäre verbreiten. Im oberen Teil des Bildes ist es die Fotografie eines jungen Mannes, der sich mit ausgebreitetem Arm nach hinten lehnt, während er mit schmalen Augen in die Kamera blickt. In der unteren Bildhälfte lässt sich eine getigerte Katze erkennen, um deren Bauch ein helles Band läuft. Sie schaut uns ebenfalls an. Tatsächlich handelt es sich um Ausschnitte zweier analog gemachter Fotografien, für die eine Kleinbildkamera eingesetzt wurde.

Diese Fotos wurden digitalisiert. Sie sind in der Arbeit auch komplett zu sehen, und zwar als Teil jener beiden Bilderketten, die sich auf schwarzen Quadraten in zwei Schleifen oben und unten durch das Werk ziehen. Kai Oh hat die analogen Fotografien schrittweise immer weiter vergrößert, das runde Sichtfeld im schwarzen Rechteck entspricht dem Blick durch ein Mikroskop. Das Foto ist zunächst ein winziger Fleck, dann wird es immer größer, beide Male im Uhrzeigersinn. Jeweils ungefähr in der Mitte sind oben, unterhalb des linken Auges, der Mann und unten, über dem hellen Band, die Katze im kompletten Foto zu erkennen. Das weiße Band entpuppt sich als Griff einer Plastiktüte, durch welche das Tier geschlüpft ist. Harmlose Fotos also, ohne tiefere Bedeutung. In der weiteren Sequenz werden diese nun immer stärker vergrößert, bis sie sich in die bunten Pixel auflösen, deren Raster und Farben die Scheiben füllen. Dabei fokussiert sich Kai Oh auf die Augen, den Blick von Mensch und Tier, der auch außerhalb der beiden Sequenzen wiederholt wird, etwa in den beiden parallelen diagonalen Anordnungen, die von den Köpfen ausgehen und Auge beziehungsweise Iris heranzoomen. Die Regenbogenfarben schließlich, welche technisch im RGB-Spektrum (Red, Green, Blue) reproduzierbar sind, finden sich in beiden Fotos, trotz der verschiedenen Lebensformen.

Text: Jochen Meister

Die Künstlerin

Kai Oh
Kai Oh
1992

Geboren in Seoul, Südkorea, lebt und studiert in Nürnberg und Berlin

2010-2015

Studium der Bildhauerei an der Seoul National University, Seoul (Südkorea)

seit 2016

Studium der Fotografie an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg bei Professor Jürgen Teller

Ausstellungen:


2013

First, Dachterrasse der Seoul National University, Südkorea (Gruppenausstellung)

2013

Ephemeral, Fabrik bei Binckhorsthaven, Den Haag, Niederlande (Gruppenausstellung)

2014

Watching Scenery, WAYS OF SEEING, Seoul, Südkorea (Gruppenausstellung)

2014

Abschlusspräsentation der Seoul National University, Südkorea (Gruppenausstellung)

2015

Sleeping Together, Alternativer Raum in Hongdae, Seoul, Südkorea (Gruppenausstellung)

2015

Perfektes Wetter, AM gallery, Berlin (Gruppenausstellung)

2016

Editorial Engineering: Life A User’s Manuel, Blackgates Shoreditch, London, England, (Gruppenausstellung)

2017

Foam Talent, Foam Fotografiemuseum Amsterdam, Niederlande (Gruppenausstellung)

www.cargocollective.com/kaioh
www.instagram.com/kai.drinks.water