Die dunklen Panels auf Wiesen, Dächern und Balkonen sind längst kein ungewöhnlicher Anblick mehr. Mittels Solarzellen verwandeln sie Sonnenlicht in elektrische Energie, die sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen für sich nutzen können. Angesichts schwankender Energiepreise ist das Konzept einer unabhängigen Stromversorgung gefragter denn je. Hinzu kommt, dass die Politik Ökostrom mit Subventionen und Vorgaben unterstützt. Seit März 2023 sieht die Bayerische Bauordnung vor, dass öffentliche und neue gewerbliche Gebäude ab einer Größe von 50 Quadratmetern eine Photovoltaikanlage montieren müssen. „Jedes bestehende Dach in öffentlicher Hand muss jetzt überprüft werden, ob es für eine Solaranlage infrage kommt“, erklärt Alexandra Alvarez Espinosa, Prokuristin und Innendienstleitung der Lohse Solar GmbH in Nürnberg.
Dass sie heute Aufträge und Personal für diesen wachsenden Handwerksbereich des Bauunternehmens Lohse verantwortet, hätte sie vor ein paar Jahren nicht gedacht: Während der Elternzeit unterstützt die Chemikerin ihren Mann Jorge Alvarez Espinosa bei der Kundenakquise. Mit der Zeit kommen andere organisatorische Aufgaben hinzu. Inzwischen ist sie seit acht Jahren im Betrieb und die rechte Hand ihres Mannes und von dessen Bruder Juan Carlos. Letzterer hatte die Firma – 1908 von Alex Lohse als Malerbetrieb gegründet – 1990 mit drei Handwerkern übernommen, im Alter von 23 Jahren. Seitdem hat sich viel getan: Der Betrieb beschäftigte immer mehr Mitarbeiter und wurde kontinuierlich vergrößert. Neben einer Gerüstbau GmbH gründet Juan Carlos aus dem bestehenden Betrieb noch eine Bedachungen GmbH, eine Sanierungs GmbH, eine Spenglerei und Bauflaschnerei GmbH, eine Installations- und Heizungsbau GmbH sowie die Lohse Elektrotechnik und -anlagen GmbH aus. So entsteht ein 220-köpfiges Team: „Mit all unseren Gewerken können wir Sanierungen und den kompletten Hochbau anbieten. Sanitär, Elektro, Maler, Trockenbau – alles aus einer Hand, obwohl wir kein typischer Generalunternehmer sind.“
Seit 2020 beschäftigt sich das Unternehmen intensiver mit Solarenergie. „Da kommt gerade viel Schwung in den Markt: eine Herausforderung, die uns reizt“, so Alvarez Espinosa. Eine der ersten Anlagen, die das Team umsetzt, ist die Umwelt-Station in Nürnberg. „Anfangs wurden nur auf solch besonderen Projekten Solaranlagen gebaut“, erinnert sich die 45-Jährige. Monate später wird die Energiewende dann auch politisch gepusht. „Da haben wir angefangen, auf Photovoltaik zu setzen.“ 2022 wird mit dem Aufbau der Lohse Solar GmbH ein neues Geschäftsfeld mit einem Universalkredit der LfA finanziert: „Unsere Bank hat uns auf die LfA aufmerksam gemacht. Wir haben einen Businessplan erstellt und aufgelistet, wofür wir die Mittel einsetzen wollen.“ Mit der Förderung werden ein Kran und elektrobetriebene Serviceautos angeschafft sowie Fachleute eingestellt.
Geschäftsführer der neuen Sparte wird Jorge Alvarez Espinosa, der sich mit seiner Frau bereits um die Lohse Bedachungen GmbH mit Spenglerei kümmert. Mit einem fachlich versierten Team spezialisieren sie sich auf die Planung und Umsetzung von Solaranlagen im Industriebereich. Sie montieren vor allem bei landwirtschaftlichen Betrieben, im produzierenden Gewerbe, im Handel, in Hotels und Supermärkten und auf öffentlichen Gebäuden. Alvarez Espinosa: „Wir beraten die Kunden und analysieren deren Bedarf. Ob es Sinn macht, Strom nur für den Eigenverbrauch zu verwenden oder mehr zu produzieren und in die Netze einzuspeisen. Wir planen die Anlage, installieren sie und bieten auch die zukünftigenftige Wartung an.“
Der Aufbau der Anlagen ist seit Jahren der gleiche, die Module sind jedoch deutlich stärker. Hatte ein Modul früher um die 180 Watt, sind es jetzt 400 bis 450 Watt. Während Speicher für Privatpersonen früher noch zu teuer waren – man hatte nur den Strom zur Verfügung, der am selben Tag produziert wurde –, sind sie heute bezahlbar. Sich unendlich große Speicher privat anzuschaffen, ist aber nicht empfehlenswert. Denn werden sie nie vollgeladen, drohen sie kaputtzugehen. „In dieser Hinsicht beraten wir und sagen den Kunden, wenn etwas keinen Sinn macht“, so die Experten.
Neben Lieferengpässen ist auch der Mangel an Fachkräften eine Herausforderung. Es gibt immer weniger Gesellen, dafür akademisch qualifiziertes Personal, das teuer ist und nicht für die handwerkliche Arbeit zur Verfügung steht. „Früher schickten Eltern ihre Kinder in eine Lehre, heute kaum noch. Viele denken, sie tun ihnen etwas Gutes, wenn sie ihnen beispielsweise ein Architekturstudium ermöglichen. Dabei verdient ein angestellter Architekt weniger als ein ausgelernter Dachdecker“, sagt Alvarez Espinosa. Das Unternehmen wirbt für Ausbildungsplätze und hat als Anreiz für gute Leistungen eine Prämienregelung etabliert. „Wir sind ein sehr familiärer Betrieb, wo die Tür für unsere Mitarbeiter immer offen steht. Das gute Miteinander schätzen wir sehr.“
Die weitere Entwicklung der Solarenergie wird in den nächsten Jahren spannend, davon ist das Ehepaar überzeugt: „Es gibt Städte mit zahlreichen Ausschreibungen. Andere verhalten sich im Vergleich noch zaghaft. Der Markt bewegt sich, es kommen viele neue Produkte. Man muss immer auf dem Laufenden bleiben, was angesagt ist und was Chancen hat.“
So könnten künftig die Fassaden von Hochhäusern mit Solarplatten verkleidet werden. Bei manchen Bürogebäuden sieht man das bereits. Jedes Haus hätte dann seine eigene Anlage und wäre mit Sonnenenergie versorgt. Nachhaltig und unabhängig – eine gute Vorstellung.