„Die LfA hat mir durch die Gründerdarlehen die unternehmerische Freiheit zurückgegeben. Innerhalb von zwölf Jahren konnte ich somit eine völlige Unabhängigkeit gegenüber Banken erwirtschaften. Nur dadurch entstand ein Innovationsfreiraum, der aus heutiger Sicht unser Unternehmenswachstum überhaupt ermöglicht hat. Wir sind in dieser Zeit von fünf auf 70 Mitarbeiter gewachsen.“ Peter Brehm ist ein Mann klarer Worte. Als der heute 66-jährige Werkzeugmachermeister im Dezember 1981 seine Firma in einer Doppelgarage im fränkischen Weisendorf im Landkreis Erlangen-Höchstadt gründet, legt er nicht nur den Grundstein für ein erfolgreiches Unternehmen, sondern ist auch Teil von etwas viel Größerem.
Neue Fertigungs- und Bearbeitungsverfahren wurden für Implantate aus einer hochfesten Titanlegierung im ersten Firmenjahr zusammen mit dem Lehrstuhl für Werkstoffe und Technologie der Metalle der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg entwickelt. 1983 folgt die Markteinführung der zementfreien künstlichen Hüfte „Erlanger Modell“ aus Titan – und Brehm stellt seine ersten Mitarbeiter ein.
„Wir geben Menschen mit unseren Endoprothesen zusammen mit Ärzten und Kliniken ihre Lebensfreude zurück.“
Die Peter Brehm GmbH produziert medizinische Prothesen und Implantate und ist heute eingebettet in das Medical Valley, das international führende Medizintechnik-Cluster in der Europäischen Metropolregion Nürnberg. Laien würde Peter Brehm sein Firmenziel so beschreiben: „Wir geben Menschen mit unseren Endoprothesen zusammen mit den Ärzten und Kliniken ihre Lebensfreude und Teilhabe am sozialen Leben zurück.“ In Weisendorf entwickelt und stellt das Unternehmen zum Beispiel künstliche Hüftgelenke und Implantate für die Wirbelsäulenchirurgie her – häufig in enger Kooperation mit Wissenschaftlern.
Auch Peter Brehms Sohn Oliver ist seit 15 Jahren Teil des Familienunternehmens. Der Diplom-Betriebswirt ist Geschäftsführer und verantwortet unter anderem die Tochtergesellschaft in Japan. Über 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählt die Peter Brehm GmbH aktuell in Deutschland.
„Die Darlehen der LfA haben meinem Vater Handlungsspielraum ermöglicht“, erklärt er. „Die Medizintechnik-Branche ist auch in Zukunft faszinierend: Sie ist besonders innovativ, wachstumsstark und zukunftsträchtig und wird das bleiben, auch wenn die regulatorischen Hürden immens sind und man gerade dabei ist, die Balance zu verlieren. Besonders die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie unentbehrlich und versorgungskritisch Medizinprodukte für das Gesundheitssystem und die Patientenversorgung sind.“
Sein Vater stimmt ihm zu: „Die Regulierungswut führt zum Untergang der kleinen und mittleren Unternehmen. Mit ihnen geht sehr viel Wissen verloren. An eine Unternehmensgründung in der Medizintechnik, wie ich es 1981 gemacht hatte, ist heute nicht mehr zu denken! Der Mittelstand muss zusammen mit der Politik Wege finden, diesen enormen Aufwand zu bewältigen und einzudämmen.“ Mit Letzterem meint Peter Brehm die Erfüllung der regulatorischen Vorgaben seitens der Europäischen Union im Rahmen der Medical Device Regulation. Beide Unternehmer wünschen sich, dass die Förderungen für MedTech-Unternehmen und deren Entwicklungen künftig auch Prototypen, Nullserien und klinische Studien umfassen. Ohne klinische Daten ist keine Zulassung für innovative Produkte mehr möglich. Außerdem sind spezielle Studienzentren für Medizinprodukte an den bayerischen Uni-Kliniken nötig. Bisher hat man dort vorwiegend Erfahrung mit Medikamenten und Pharmaprodukten. Es bleibt viel zu tun.