Ideen und Mut zu Investitionen haben in der Sonnenalp Tradition. Im Jahr 1956 war das Hotel das erste mit eigenem Schwimmbad und Sauna. In den 1970er-Jahren sorgte dann eine hoteleigene Shoppingwelt mit 14 Boutiquen für Aufsehen. Und prägte einen Trend, der inzwischen in jedem Luxushotel Standard ist.
Die Liste der weiteren Innovationen, mit denen das Allgäuer 5-Sterne-Resort in Ofterschwang im Lauf der letzten Jahrzehnte Maßstäbe setzte, ist lang: Tennisanlagen, ein Squashplatz, das größte Hotelfreibad Deutschlands, der erste hoteleigene Golfplatz, das mit einem Michelin-Stern gekrönte Gourmetrestaurant Silberdistel, ein eigenes Skigebiet, ein beschneiter Rodelhang direkt hinter dem Hotel, eine eigene kleine Alm, die gerne für Hochzeiten gemietet wird.
Dabei ist die Sonnenalp in der Welt der Hotels, die heute meist großen internationalen Ketten gehören, ein eher exotisches Unternehmen. Denn seit nunmehr 102 Jahren ist das exklusive Hotel familiengeführt. Und damit das größte private Resort Deutschlands. Aber die familiäre Atmosphäre und die Nähe zu den Gästen bilden genau das Alleinstellungsmerkmal, mit dem das Hotel Sympathien weckt. Und letztlich sehr erfolgreich ist.
Das Inhaber-Ehepaar, Anna-Maria und Michael Fäßler, legt beispielsweise großen Wert darauf, die Stammgäste persönlich zu empfangen. Das ist inzwischen schon fast ein Fulltime-Job, bei über 20.000 Gästen jährlich und einer Stammgastquote von 90 Prozent. Für viele ist das Ankommen auch ein „Heimkommen“, denn sie haben bereits als Kinder die Ferien hier verbracht. Der Urlaub in der Sonnenalp gehört für viele Familien über Generationen hinweg zum festen Jahresablauf.
„Unsere Geschäftsgrundlage ist die Natur“, sagt Michael Fäßler. Der 62-jährige Hotelier und Inhaber strahlt eine Ruhe und angenehme Gelassenheit aus, die ihn auf Anhieb sympathisch wirken lassen. „Die Berge drohen hier nicht”, ergänzt er.
Und besser kann man es nicht beschreiben. Denn trotz der Gipfel der Allgäuer Bergwelt rundum, allen voran das benachbarte 1406 Meter hohe Ofterschwanger Horn, ist der Blick weit. Das Panorama besteht aus Bergwiesen und den Moorbirken des Tiefenbacher Moors. Eine Szenerie, in die man sich sehr leicht verlieben kann.
Und der Name Sonnenalp ist kein Zufall. „Wir haben hier vom frühen Morgen bis kurz vor dem Sonnenuntergang uneingeschränkte Sonneneinstrahlung“, erklärt Anna-Maria Fäßler. Mit ihrem Temperament, ihrer Energie und der ansteckenden Fröhlichkeit bildet sie zusammen mit ihrem Ehemann ein perfektes Team.
Doch auch ein sonniges Paradies bleibt nicht immer von Schatten verschont. So ereignete sich im Januar 1967 eine Katastrophe, die beinahe die weitere Existenz des Hotels infrage gestellt hätte. Bei einem Brand wurde ein Großteil des Hotels schwer getroffen. „Wenn ich Rauch rieche, reagiere ich heute noch empfindlich und gerate in einen Alarmzustand“, erzählt Michael Fäßler, der damals ein kleiner Junge war.
Mit einer unglaublichen Kraftanstrengung schafften es seine Eltern und das Team, das Hotel bereits an Weihnachten des Jahres 1967 wieder zu öffnen. Möglich machte die rasche Sanierung auch die Unterstützung der LfA, die dem Betrieb zudem in den 1970er-Jahren Darlehen gewährte. Und da war das Hotel Sonnenalp keine Ausnahme, denn mit einem gezielten Förderprogramm wurde damals der Tourismus in Bayern politisch unterstützt. Denn zwei Jahrzehnten dynamischen Wachstums folgte eine Stagnation.
Die Ursachen dafür waren zum einen der Boom der erstmals für die breite Masse der Urlauber erschwinglichen Flugreisen, insbesondere nach Spanien. Zum anderen investierten die Hotels in Österreich und Südtirol kräftig in ihre Häuser und die Infrastruktur. Und machten damit den Betrieben im süddeutschen Alpenraum große Konkurrenz.
Bei der Sonnenalp kam die Herausforderung dazu, sich vom Kurhotel, bekannt geworden durch die Moorbäder, zum Ferienhotel zu wandeln.
„Einen Betrieb zu erhalten, heißt auch, ihn ständig neu an die Zeit anzupassen“, sagt Michael Fäßler. Und man fühlt sich dabei an den berühmten Satz aus Giuseppe Tomasi di Lampedusas Roman „Der Leopard“ erinnert: „Wenn alles bleiben soll, wie es ist, muss sich alles ändern.“ Denn der Beobachtung von Michael Fäßler nach erwarten die Gäste Vertrautes, Liebgewonnenes, sie wollen sich über die Jahre hinweg in dem Hotel zu Hause fühlen und eine heimelige Atmosphäre spüren. Aber sie möchten auch nicht auf den neuesten Stand des Komforts verzichten. Sie erwarten schon auch den Luxus eines Resorts, das fünf Sterne trägt.
So haben Anna-Maria und Michael Fäßler sogar in den insgesamt neun Monaten des 2020 verfügten Lockdowns weiter in das Hotel investiert. Und das vor dem Hintergrund, dass die Einnahmen komplett wegfielen, aber das Hotel trotzdem weiter erhalten werden musste. Oft standen der Inhaber und seine Frau mutterseelenallein an der Hotelauffahrt, wo sonst im Minutentakt die Luxuswagen vorfuhren. Und sie hatten Tränen in den Augen. Aber auch schwere Rückschläge wegzustecken und einfach weiterzumachen, das ist wohl Teil der Familien- DNA. Es gilt, ein Unternehmen mit über 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einem jährlichen Umsatz von circa 40 Millionen Euro in die Zukunft zu führen. Mit einem untrüglichen Gespür für die Wünsche der Gäste im Luxussegment. So wurden in den letzten Jahren alle 218 Zimmer und Suiten sowie die sechs Restaurants umfassend renoviert. Auch die Shoppingwelt, die Tagungsräume und die Empfangshalle bekamen ein Facelifting. Es gibt nun einen Reiterhof mit 14 Pferden und einen 16.000 Quadratmeter großen Wellness-Park mit Pools, einem Natur-Spa und sogar mit einem künstlich angelegten Bergsee.
Auffallend sind die vielen jungen Gäste im Hotel. „Es ist uns gelungen, den Altersschnitt in den letzten Jahren deutlich zu senken“, berichtet Michael Fäßler. Mit dafür verantwortlich sind die Sporthalle mit Kletterwand, ein Beachvolleyballplatz und dazu ein Betreuungsprogramm für Kinder und Jugendliche. Die eigene Broschüre dafür umfasst 75 Seiten und die darin angebotenen Aktivitäten reichen vom Bogenschießen, Frisbee-Golf, Stand-up- Paddling, Biathlon, Canyoning über Schlagzeugspielen, Parkour de Natur, Akrobatik, Angeln bis hin zum Pizzabacken und Butter-selbst-Machen. Es gibt auch ein Bienenhaus und eine Blockhütte, um nur einige der Attraktionen zu nennen. Und im Winter stehen in der hoteleigenen Skischule 70 Ski- und Snowboardlehrer bereit.
Ein Wunsch der Gäste war bis vor drei Jahren allerdings tabu: und zwar der, Hunde mitzubringen. „Aber wir haben erkannt, wie wichtig es für viele unserer Gäste ist, dass sie ihre Hunde mitbringen dürfen“, sagt Michael Fäßler. „Das gehört für Hundebesitzer zu einem rundum perfekten Urlaub heute einfach dazu.“ Deshalb gibt es nun spezielle Hundezimmer mit Hundereinigungsplatz am Eingang und ein Hunde-Chalet. Ein weiterer Baustein, um erfolgreich zu bleiben.
In den 2010er-Jahren, vor der Corona-Pandemie, lag die Sonnenalp in Sachen Umsatz beharrlich unter den Top 10 aller Hotels in Deutschland. Die Auslastung seit der Wiedereröffnung nach dem Lockdown deutet darauf hin, dass man im Ranking bald wieder vorn mit dabei sein könnte. Mit Anna-Maria und Michael Fäßler, die seit 1994 die Verantwortung tragen, hat die vierte Generation das Haus also gut ins neue Jahrtausend und auch durch die Corona-Krise geführt.
Und die fünfte Generation steht auch schon bereit, um die Eltern zu unterstützen und die lange Familientradition fortzuführen. Sohn Jakob hat die Hotelfachschule absolviert und arbeitet, nach mehreren Praxisstationen in aller Welt, nun als Assistent seiner Eltern mit im Betrieb. Und auch Tochter Viktoria hat sich beruflich für das Hotelfach entschieden. Die Chancen stehen also gut, dass die Sonnenalp auch in Zukunft ein familiengeführtes Resort bleiben wird. Und an neuen Ideen wird es auch Viktoria und Jakob sicher nicht mangeln.