Sabine Linz und Olga Dick von Amoonic
Menschen

Höhe gewinnen

Hoch hinaus wollten Reiner Schafroth, Boris Plewa und Christian Willert schon immer: Ihre Leidenschaft für das Klettern machten sie schließlich zum Beruf. Heute betreiben die Allgäuer drei Hochseilgärten
TEXT Marlene Irausek

Mit einem „Klack“ rasten die Karabiner ins Sicherungsseil und los geht es über Leitern, Balken und Seile hinauf in luftige Höhen und weiter von Baum zu Baum. Bis zu 20 Meter über dem Waldboden erfordert das mitunter ganz schön viel Mut. Im Sommer testen hier durchschnittlich circa 400 bis 500 Besucher pro Tag, wie weit – besser gesagt, wie hoch – sie gehen können. Mit 18 unterschiedlich anspruchsvollen Parcours ist die „Bärenfalle“ Bayerns größter Hochseilgarten. Eingebettet in die Bergwelt am Alpsee, ist die Anlage nur über einen Doppelsessellift oder Wanderwege erreichbar.

Boris Plewa, heute Geschäftsführer der Tiefblick Hochseilgärten, war Ende der 90er Jahre Betreiber der angrenzenden Berghütte. Sein Geschäftspartner Reiner Schafroth war zu dieser Zeit oft zu Gast. Damals freiberuflich als Erlebnispädagoge tätig, nutzte er die Berghütte für Kurse und Outdoor-Trainings. Genauso wie Kollege Christian Willert, späterer Mitbegründer der Tiefblick GmbH. „Die Idee, in Hüttennähe zu schauen, was wir selbst in diesem Bereich anbieten könnten, war einfach naheliegend“, erzählt Schafroth. Und so zimmerte das Trio einen kleinen Hochseilgarten im Wald, um dort für gebuchte Gruppen wie Schulklassen, Team- oder Eventveranstaltungen Kletterkurse anzubieten. Das war 1999. „Wir fuhren viel zum Klettern nach Frankreich. Dort gab es damals schon Hochseilgärten, die rein touristisch genutzt wurden“, erinnert sich Schafroth.

Klettern im Hochseilgarten

Bewegung an der frischen Luft

macht einfach Spaß – und ist nebenbei gut für Gesundheit und Fitness

Diese Erfahrung und viele Anfragen inspirieren die Freunde dazu, ihren Hochseilgarten im Allgäu auch für Ausflugsgäste zu öffnen. Sie gründen die Tiefblick GmbH, bauen den Kletterwald „Bärenfalle“ aus und eröffnen weitere Hochseilgärten. Das alles können die Unternehmer mit Hilfe 
einer Förderung der LfA umsetzen. „Durch die Abwicklung über unsere Hausbank ging das relativ einfach, sodass wir die notwendigen Kredite auch schnell bekommen haben“, so der Geschäftsführer.

Die Investition macht sich bezahlt: Hochseilgärten erleben in den folgenden Jahren 
einen regelrechten Boom in Deutschland. Es geht dabei um den Spaß an der Sache, um Geschicklichkeit, Selbstvertrauen und Teamgeist. Und anders als bei Klettersteigen bedarf es für 
dieses Abenteuer keiner Grundkenntnisse.

Kletterer im Tiefblick Hochseilgarten

In luftigen Höhen von Baum zu Baum

Kletterer im Tiefblick Hochseilgarten

Schafroth: „In der Zwischenzeit hatten wir sechs bis sieben Anlagen. Einige haben wir aber wieder verkauft.“ Qualität und ein persönlicher Umgang mit den Gästen stehen für die Betreiber im Vordergrund. Zu Beginn lag der Fokus auf der pädagogischen Schiene mit Trainings und Eventveranstaltungen, verlagerte sich später jedoch immer mehr Richtung Freizeitsport. „Wir haben für uns entschieden, dass es wenig Sinn macht, alles unter einem Dach zu lassen“, begründet Schafroth die Entscheidung, das Trainingsangebot in einer separaten Firma zu bündeln. „Es war an der Zeit, diesen Bereich aus dem Hauptunternehmen rauszunehmen und Christian Willert die Kursorganisation mit ‚Tiefblick Training‘ zu überlassen.“

Aktuell betreibt die Tiefblick GmbH drei Hochseilgärten. Neben der „Bärenfalle“ bieten Schafroth und Plewa noch zwei weitere Kletter-Standorte: Der Kletterwald am Grüntensee in Oy-Mittelberg und auch der Klettergarten beim Schloss Scherneck nahe Augsburg haben sich zu beliebten Ausflugszielen entwickelt. „Wir sind davon überzeugt, dass Bewegung und das gemeinsame Erlebnis in der Natur künftig noch mehr an Bedeutung gewinnen werden“, bekräftigen die Allgäuer ihre Motivation.
 

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