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Unternehmen
FAKTEN
Finanzierung: verschiedene Förderkredite
Gründungsjahr: 1958
Standort Firmenzentrale: Bad Reichenhall
Geschäftsfeld: Mode und Tracht
Mitarbeiter: 180
↳ www.dollinger.net
Fotos: Dollinger Mode
Text: Marlene Irausek
Trachten nach Mode
Seit sechs Jahrzehnten schon ist Dollinger die Adresse für Tracht und Mode im Berchtesgadener Land. Damit das so bleibt, zog es Kathrin und Sebastian Proft von München und London in die Berge
Fensterläden in sattem Grün und eine ausladende Wandmalerei, die Frauen in hübschen Dirndln zeigt – die Dollinger-Filiale im Ortskern von Berchtesgaden fällt auf. Das Gebäude ist noch genau so, wie Kathrin Proft es aus Kindheitserinnerungen kennt: „Die heutige Filialleiterin Sigrid Mendl hat mich schon vom Kindergarten abgeholt, als sie noch Lehrling bei Dollinger war.“ Als Enkelin des Firmengründers Fritz Dollinger war Proft bereits früh mit dem Unternehmen und seinen Mitarbeitern vertraut. Seit 2013 führen sie und ihr Mann Sebastian Proft den Familienbetrieb fort.
Die Grundlage für die heute 25 Filialen und 180 Mitarbeiter legte Opa Dollinger 1958 mit einem kleinen Fachgeschäft für Herrenmode. In den 60er-Jahren erweiterte er das Angebot um Trachten- und Damenmode und expandierte weiter in die Region. Unter anderem kamen Filialen in Bad Reichenhall, Inzell, Ruhpolding, Freilassing, Traunstein und Reit im Winkl dazu.
Zwar war das Modeunternehmen in Profts Leben immer präsent, zur Nachfolge gedrängt fühlte sie sich dennoch nie. Ihrem Interesse für Sprache und Wirtschaft folgend, studiert sie zunächst Kulturwirtschaft in Passau und lernt ihren jetzigen Mann, den Berliner Sebastian Proft, kennen. Anschließend arbeiten beide bei Unternehmensberatungen, bevor sie 2008 gemeinsam zum weiterführenden Wirtschaftsstudium nach Chicago ziehen. In dieser Zeit wird die Frage lauter, wer denn die Familienfirma in der Heimat übernimmt, wenn Profts Eltern in Rente gehen.
Mit der Rückkehr 2010 entschließt sich das junge Paar, damals gerade mal 30 und 31 Jahre alt, die Tradition weiterzuführen. „Vor unserem Umzug nach Berchtesgaden bin ich für zwei Jahre zur Boston Consulting Group in München zurückgekehrt und spezialisierte mich auf Konsumgüter und Mode“, berichtet die jetzige Geschäftsführerin. Ihr Mann Sebastian war währenddessen bei der Investment-Bank J.P. Morgan in London tätig. „Es war wichtig für mich, Berufserfahrung zu sammeln, um persönlich reif genug für den Einstieg in die Firma zu sein“, erklärt die Erbin. Es passte gut, dass auch Sebastian Proft schon lange von einer eigenen Firma träumte.
Einfach war der Einstieg für die mittlerweile zweifache Mutter und ihren Mann aber nicht. Die Konkurrenz ist groß, Einkaufszentren und Online-Shopping machen es dem stationären Einzelhandel schwer. Aufgrund der wirtschaftlich ungünstigen Lage, die mit hohen Verlusten einherging, mussten die Nachfolger schnell reagieren und Neuerungen umsetzen. Geholfen hat dabei auch die LfA. Schon Profts Eltern haben Unterstützung für Geschäftsumbauten und -modernisierungen von der bayerischen Förderbank erhalten. Um das Unternehmen besser zu strukturieren, wurden außerdem Prozesse optimiert.
Ein Prämiensystem hilft, das Personal fair und leistungsbezogen zu entlohnen. Proft ist sich sicher, dass beständige Mitarbeiter den Betrieb tragen und ein Familienunternehmen auszeichnen. Dollinger Mode soll ein Fachhändler bleiben, der mit erfahrenen Verkäufern auf seine Kunden eingeht. Künftig will man sich mehr auf Tracht spezialisieren. In diesem erfolgreichen Geschäftsbereich sehen die Profts noch Möglichkeiten, mit dem wachsenden Online-Geschäft Schritt zu halten. Auch Trachtenartikel aus eigener Produktion sollen angeboten werden. Der Kauf der Firma Stapf in Tirol, ein Hersteller für Strick- und Walkjacken, kam also gelegen. Geplant ist, mit Stapf sowie einem eigenen Trachtensortiment online zu gehen. Und im klassischen Handel? „Im Gegensatz zu unseren eher kleinen Geschäftseinheiten wären zwei, drei großflächige Trachtenhäuser in zentraler Lage ein regionaler Anziehungspunkt“, bekräftigt die ambitionierte Unternehmerin.