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Damen Handtasche

Projekte

FAKTEN
Finanzierung:
 Startkredit
Gründungsjahr: 1921 
Standort: Emskirchen  
Geschäftsfeld: Möbelproduktion  
 www.gradel-moebel.de

Fotos: Conny Mirbach
Text: Marlene Irausek

Unverhofft kommt oft

1992 startete Jürgen Bach seine Karriere bei Gradel Massivholzmöbel in Mittelfranken. Dass er die Traditionsfirma mal übernehmen und mit seinen zwei Kindern weiterführen würde – damals undenkbar

Pirkach, ein Ortsteil des Marktes Emskirchen, liegt 35 Kilometer nordwestlich von Nürnberg. Zwar startete Möbelmacher Hans Gradel 1921 zunächst mit einer kleinen Schreinerei in Fürth, aber schon in den 50er-Jahren zog es seinen Sohn Erich raus an den Rand des Steigerwalds. Erst als Hersteller furnierter Möbel, später dann – unter Enkel Gerald Gradel – als Spezialist für Massivholzmöbel.

  • Ein Mitarbeiter in den Hallen der Firma Gradel

    In den geräumigen Hallen

    werden die Möbelstücke versandfertig gemacht.
  • Möbelstück der Firma Gradel

    In den geräumigen Hallen

    werden die Möbelstücke versandfertig gemacht.
  • Möbelstück der Firma Gradel

    In den geräumigen Hallen

    werden die Möbelstücke versandfertig gemacht.

Heute bieten hier vier große Lagerhallen Platz für Möbel in den verschiedensten Ausführungen: Garderoben, Kommoden, Schränke, Tische und Stühle aus Kernbuche oder Wildeiche, die in den zwei Fertigungsbetrieben im Erzgebirge und in Oberfranken hergestellt werden.

Und weil sich in der Familie Gradel irgendwie keine Nachfolger fanden, bot Gerald Gradel das Unternehmen 2016 dem ohnehin schon langjährigen Geschäftsführer Jürgen Bach zum Kauf an. Danach ging alles ganz schnell. „Im September 2016 haben mein Sohn und ich uns dafür entschieden, Anfang November waren wir beim Notar und haben ihm das Unternehmen abgekauft“, erzählt der neue Inhaber.

Geholfen hat dabei die Sparkasse, über die sie einen Förderkredit bei der LfA beantragten. Und nicht nur die Firma, auch den Namen haben Vater und Sohn gekauft. Was nicht einfach war, da Gradel keine Marke, sondern ein Familienname ist. Alleine hätte sich Jürgen Bach mit 54 Jahren nicht mehr für die Übernahme entschieden, aber gemeinsam mit seinem Sohn Florian und mit der Unterstützung seiner Tochter Anja musste er nicht lange überlegen. Schon als Jugendliche waren beide oft im Unternehmen dabei, absolvierten hier ihre ersten Ferienjobs. Natürlich gibt es zwischen den zwei Generationen auch Meinungsverschiedenheiten. „Das muss so sein“, weiß Bach senior und erläutert: „Wenn wir uns nicht einig sind, sprechen wir darüber und treffen eine Entscheidung, die dann von allen gelebt wird.“

Dieses Zusammenspiel hilft vor allem dem Unternehmen. Jürgen Bach, der vor seiner Zeit bei Gradel als Kaufmann in der Lebensmittelbranche tätig war, bringt die nötige Erfahrung mit, lernt aber auch von seinen Kindern. Danach richtet sich zudem die Aufgabenverteilung. Vater Bach ist für die Lieferantenvereinbarungen zuständig und behält die Finanzen im Blick. Anja kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit, Florian unterstützt die Vertriebsleitung und beteiligt sich bei der Design- und Produktentwicklung. Verkauft wird ausschließlich über den Möbelfachhandel.

Mit der Übernahme kam auch Neues. Um Fixkosten zu sparen, wurden die eigenen Möbeltransporter verkauft. Ausgeliefert wird jetzt mit einer Spedition. Viele Arbeitsabläufe sind aber geblieben und viele Mitarbeiter auch. Aus gutem Grund, so Bach: „Das treue Stammpersonal ist mit Sicherheit eine Tradition, die es in vielen Unternehmen nicht mehr gibt.” Auch das Produktionsland der Möbel, die in Kernbuche und Wildeiche angeboten werden, ist und bleibt Deutschland. Der Partnerbetrieb in Italien stellt weiterhin alle Produkte aus Fichte her.

Bachs Bilanz: „Allein die letzten 25 Jahre haben wir in einem bestimmten Rhythmus immer etwas geändert. Wenn wir das nicht getan hätten, würden wir zu denen gehören, die es nicht mehr gibt.” Die zukünftige Entwicklung der Möbelbranche sehen die neuen Geschäftsführer optimistisch. Eine Stärke der Firma sind sicherlich Sonderanfertigungen, egal ob Breiten-, Höhen- und Tiefenkürzung oder Sonderfarben. Etliche 1.000 individuell angefertigte Produkte im Jahr sind da keine Seltenheit.

„99 Prozent aller angefragten Sonderanfertigungen machen wir“ Jürgen Bach

Auch immer mehr Kunden fangen an, umzudenken und sich für langlebigere Möbel zu entscheiden. Da sind Massivholz­möbel, die in sämtlichen Teilen – Schubkasten­böden und Rückwände ausgenommen – aus einer Holzart gefertigt werden, im Trend. Und mehr Design gibt’s auch.


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