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Kunstkalender 2025 – Kalenderblatt Oktober

Metadaten

Kategorie
Kunstkalender
Mediatyp
Bilder, Video
Jahr
2025

Vasilii Vikhliaev

MEMORY SCANS / DIGITAL EXILE, 2024
Zweikanal-HD-Video, Teppichmuster projiziert auf Heizkörper, Farbe, Ton, keine Sprache, 5 min im Loop

MEMORY SCANS / DIGITAL EXILE

»Meine Arbeit beschäftigt sich mit dem Spannungsfeld zwischen Erinnern und Vergessen. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf meine Migrationserfahrungen und die damit verbundene Entfremdung. Dabei geht es sowohl um kulturelle Entfremdung als auch um Entfremdung durch gesellschaftspolitische Entwicklungen in meinen Herkunftsregionen. Ich untersuche dieses Feld anhand von privaten und halb-öffentlichen Internet­archiven, die ich als Artefakte verwende, um verblasste Erinnerungen in einem neuen Kontext wieder zu beleben. Digitale und analoge Bild- und Klang­manipulationen spielen dabei eine zentrale Rolle.«
Vasilii Vikhliaev

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In „MEMORY SCANS/DIGITAL EXILE“ verknüpfen sich kulturelle Traditionen und Symboliken, persönliche Erfahrungen und Technologie. Als Grundlage diente dem Künstler seine Sammlung von Bildern traditioneller Wandteppiche, die seine Kindheit bei den Großeltern in Moldawien prägten. „Sie waren das Erste, was ich nach dem Aufwachen sah‚ und das Letzte, bevor ich einschlief“, sagt Vasilii Vikhliaev. Die Fotos stammen jedoch aus dem Internet, meist aus privaten Verkaufsanzeigen. Die dargestellten Teppiche wurden in jahrelanger Handarbeit hergestellt und als Mitgift oder Erbstück weitergegeben, was sie zu einem generationenübergreifenden Wissensspeicher macht. Durch die Umwandlung der Ornamente dieser moldauisch-rumänischen Teppichweberei, die zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO zählt, in Klänge, Rhythmen und neue Bilder wird eine Neuinterpretation des kulturellen Erbes unter den Vorzeichen des Jetzt geschaffen.

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    Wichtiges Element der Arbeit ist ein digitales Verfahren, das visuelle Daten in Audiosignale umwandelt. Die resultierenden Klänge können mit Hilfe einer Spektralfrequenzanzeige dann erneut visualisiert werden. Vereinfacht gesagt, werden Bilder in Klänge verwandelt und diese Klänge wieder in neue Bilder, um verborgene Wahrnehmungsebenen zu erforschen. Die entstandenen Bilder sind das Ergebnis dieser doppelten Übersetzung. Sie wurden gescannt, koloriert und zusammen mit den entsprechenden Klängen und Rhythmen auf Heizkörper projiziert. Das Ergebnis wirkt dadurch mehrdimensional, die Grenze zwischen Akustischem und Visuellem verschwimmt. Horizontale und vertikale Linien durchziehen die Bilder und verbinden sich eindrucksvoll mit den vertikalen Rohren, von denen aus sie in den Raum strahlen. Die Heizkörper strahlen außerdem – so wie die Wandteppiche es tun – Wärme aus. Sie stehen für Geborgenheit und Halt in einer unübersichtlichen, kalten Welt. „Diese Geste der mehrfachen Übersetzung ist Ausdruck meiner hybriden, fragmentierten Identität“, formuliert es Vikhliaev. „Sie spiegelt die Erfahrung der Migration wider, bei der Erinnerungen ständig neu verhandelt, dekonstruiert und wieder zusammengesetzt werden. Das Scannen verdeutlicht die Suche nach Sinn und Halt im postdigitalen Zeitalter, in dem die Grenze zwischen Realität und Abbildung verwischt.“ 

    Text: Prof. Dr. Bernhart Schwenk

    Der Künstler

    Leon Triponescu
    Vasilii Vikhliaev
    1983

    Geboren in Moskau, UdSSR, aufgewachsen in Dubossary, Republik Moldau

    1994

    Übersiedlung nach München

    2005–2007

    Studium Sounddesign an der London
    Metropolitan University, Großbritannien

    2010–2013

    Studium Dokumentarfilmregie an der ZeLIG in Bozen, Italien

    2016

    Stipendiat der DrehbuchWerkstatt München

    Seit 2022

    Studium an der Akademie der Bildenden Künste München, Klasse Professor Ursula Rogg (Kunstpädagogik im Quereinstieg)

    Seit 2024

    Studium in der neugegründeten Klasse für Aktuelle Digitale Medien (Emergent Digital Media) bei Professor Hito Steyerl