Kunstkalender 2024 – Kalenderblatt Dezember
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Drei kleine Leuchtobjekte von Ludwig Dressler unternehmen den Versuch, die häufigsten Smartphone-Gesten – Wischen, Drehen, Zoomen – in plastische Formen zu übersetzen. Dabei ergeben sich die Formen dieser Leuchten aus den jeweils dargestellten Gesten. Die Leuchtkörper bestehen zum Großteil aus Kunststoffen, um den digitalen Zusammenhang aufzugreifen. Auch der Aspekt des Stroms bzw. Lichts betont die technologische Thematik des dreiteiligen Werks. Eine der drei „Lightboxes“ zeigt eine kleine Hand mit gestrecktem Zeigefinger, in die sich im Internet der Mauspfeil verwandelt, wenn er sich einem Link nähert. Das Piktogramm imitiert damit den Zeigefinger auf dem Smartphone und seine wohl wichtigste Aufgabe, nämlich zu tippen oder zu wischen.
Dabei gibt es den Zeigefinger natürlich schon viel länger, und das „Zeigen“ ist bereits seit Jahrtausenden mit dem „Zeichen“ verbunden, in eine Richtung zu weisen, einen bestimmten Weg anzudeuten. Durch ein Tippen auf die Brust oder die Stirn ergeben sich weitere Bedeutungen, der Zeigefinger meint dann das Selbst oder wertet etwas als Unsinn ab. Der gestreckte Zeigefinger gilt außerdem als die – altmodische? – Geste des Lehrers (insbesondere zu der Zeit, als es noch keine Lehrerinnen gab), der die Aufmerksamkeit der Schüler und Schülerinnen einfordert. Und lange war der erhobene Zeigefinger auch die typische Geste der tadelnden Autorität, etwa des Polizisten, insbesondere wenn er sich wie ein Scheibenwischer hin und her bewegte. In der islamischen Kultur hingegen steht der gestreckte Zeigefinger für die oberste Macht, der der Mensch sich in Demut zu unterwerfen hat. Ob sich mit der zuletzt genannten Lesart – mit dem Zeigefinger als Demutsgeste – ein Bogen zum reflektierten Umgang mit dem Smartphone schlagen lässt?
Text: Prof. Dr. Bernhart Schwenk
Der Künstler
