Kunstkalender 2022 – Kalenderblatt April
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Selbst wenn es nur ein kleines Zubehör war: Mit dem Eingriff in den existenziellen Vorgang des Luftholens wurde die Maske zu einem Teil des Körpers. So wurde bei Sohyun Lee die Idee geboren, sich vorzustellen, wie es wäre, wenn es zu einer Verbindung zwischen Menschen- und Fischwesen käme.

Die Kiemenatmung, die ein Leben im Wasser ermöglicht, ist das Motiv, welches uns in diese fantastische Welt führt. Aus einem Ozean von Kiemen, also den inneren Organen, die sich hinter den Kiemenöffnungen von Fischen verbergen, tauchen zwei „menschliche“ Augäpfel auf. Auf schlanken Fischleibern sitzen runde Glatzköpfe, die uns aus ebensolchen Augen betrachten und sich, nachdem ihnen Beine gewachsen sind, zu einem surrealen Ballett reihen. Schließlich tauchen Ohren auf, kombiniert mit dem Begriff „trace“, denn tatsächlich gibt es eine evolutionäre Spur zwischen Kiemen und menschlichem Hörorgan. Die Diffusion, also das Verschmelzen, das der Titel benennt, ist nicht auf die Organe beschränkt. Er durchzieht die ganze digitale Komposition, die Beziehung zwischen den Tönen und Lauten, den Soundtrack des Videos, die Schnitte und Worteinblendungen. Nach einer Fahrt durch eine fleischfarbene Luftröhre formt sich das Kiemenmeer, bevor es in die helle Sphäre der Fischmenschen geht. Von synthetischem Sound begleitet, ergibt sich eine dichte Bild- und Klanglandschaft, deren Beziehungen auf Wandlung basieren. Sohyun Lee verband diese Sequenzen übrigens (im Rahmen einer interaktiven Installation) auch mit der Möglichkeit, im realen Raum sprichwörtlich in die digitale Welt einzutauchen.
Text: Jochen Meister
Die Künstlerin
