Kunstkalender 2022 – Kalenderblatt Mai
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Die im Libanon geborene Künstlerin Abir Kobeissi greift diese Beziehung zwischen Objekt und Subjekt, Taschentuch und Besitzerin oder Besitzer auf. Sie macht aus den einzelnen Tüchern eine vielsagende Installation. Schon der französische Titel (es gibt eine enge persönliche Bindung zur französischen Sprache), übersetzt mit „streichel mich“, bringt eine körperlich-sinnliche Komponente ins Spiel. Er verweist auf das Bedürfnis nach Nähe und Berührung. Diese war in Zeiten der Pandemie strikt eingeschränkt. Der Entzug körperlicher Nähe war und ist nicht nur ein Thema der Geschlechter, er ist universell, was die Schutzmaßnahmen gegen die Verbreitung des Corona-Virus drastisch erfahrbar machte. Das Verknoten der Taschentücher zu Schnüren, die eine Art Vorhang bilden, spricht zugleich vom Verlangen nach Zusammenhalt. Es geht nicht nur um die individuelle Verbindung, sondern ein Miteinander vieler Menschen, ein sprichwörtliches „Verknüpfen“. So wie auf Taschentüchern häufig Initialen gestickt sind, hat Abir Kobeissi ihren Namen und eine Handynummer eingestickt. War die Kommunikation über Telefon oder Internet nicht oft die einzige Möglichkeit, in Verbindung zu bleiben? Mit Caresse-moi gibt die Künstlerin zugleich ein persönliches Statement. Es ist ein Bekenntnis zur menschlichen Nähe und Empathie, die nicht nur, aber ganz besonders im mediterranen Kulturkreis eine (lebens-)wichtige Rolle spielen.
Text: Jochen Meister
Die Künstlerin

Foto Kunstwerk: © Heinrich Grüning