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Kunstkalender 2022 – Kalenderblatt Mai

Metadaten

Kategorie
Kunstkalender
Mediatyp
Bilder, Video
Jahr
2022

Technische Daten

  • Abir Kobeissi
  • Titel: Caresse-Moi (Streichel Mich)
  • Jahr: 2021
  • Größe (H x B x L): 280 cm x 300 cm
  • Technik: verbundene und mit Seidenfaden bestickte Seiden- und Baumwolltücher

Caresse-Moi (Streichel Mich)

»Konzeptuell beschäftige ich mich mit der Wechselwirkung zwischen persönlicher Narration und dem Eingebundensein in unterschiedliche gesellschaftliche, kulturelle und politische Zusammenhänge. Persönliche Erfahrung verlässt hier den privaten Rahmen und wird übersetzt in kritische Reflexion, in eine künstlerische Sprache, die es vermag meine persönliche Erfahrung zum Prisma für die Betrachtenden zu transformieren, um sich ein Bild von der Welt zu machen: Körperbilder, Sprache, Migration, politische oder gesellschaftliche Machtverhältnisse, Leben und Tod stellen sich in meinen Arbeiten als universale Fragen unserer Zeit.«

Taschentücher sind intime Dinge, Gegenstände persönlichen Gebrauchs. Es geht nicht um funktionale Papiertaschentücher, deren einzige Aufgabe die Hygiene ist. Es geht um das klassische Stofftaschentuch, das zwar ebenfalls der persönlichen Körperpflege dient, zugleich aber viel mehr bedeuten kann. Wie oft wurde beispielsweise mit dem Taschentuch in Literatur, Film oder im Leben gewunken? In welchen Romanen des 19. Jahrhundert spielt ein verlorenes Taschentuch eine Rolle? Parfümierte Taschentücher, seidene Taschentücher als Liebespfand, Taschentücher mit dem Blut von Rebellen... So wird aus dem weißen oder bunten Stück Stoff ein Andenken an eine persönliche Geschichte.

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    Die im Libanon geborene Künstlerin Abir Kobeissi greift diese Beziehung zwischen Objekt und Subjekt, Taschentuch und Besitzerin oder Besitzer auf. Sie macht aus den einzelnen Tüchern eine vielsagende Installation. Schon der französische Titel (es gibt eine enge persönliche Bindung zur französischen Sprache), übersetzt mit „streichel mich“, bringt eine körperlich-sinnliche Komponente ins Spiel. Er verweist auf das Bedürfnis nach Nähe und Berührung. Diese war in Zeiten der Pandemie strikt eingeschränkt. Der Entzug körperlicher Nähe war und ist nicht nur ein Thema der Geschlechter, er ist universell, was die Schutzmaßnahmen gegen die Verbreitung des Corona-Virus drastisch erfahrbar machte. Das Verknoten der Taschentücher zu Schnüren, die eine Art Vorhang bilden, spricht zugleich vom Verlangen nach Zusammenhalt. Es geht nicht nur um die individuelle Verbindung, sondern ein Miteinander vieler Menschen, ein sprichwörtliches „Verknüpfen“. So wie auf Taschentüchern häufig Initialen gestickt sind, hat Abir Kobeissi ihren Namen und eine Handynummer eingestickt. War die Kommunikation über Telefon oder Internet nicht oft die einzige Möglichkeit, in Verbindung zu bleiben? Mit Caresse-moi gibt die Künstlerin zugleich ein persönliches Statement. Es ist ein Bekenntnis zur menschlichen Nähe und Empathie, die nicht nur, aber ganz besonders im mediterranen Kulturkreis eine (lebens-)wichtige Rolle spielen.

    Text: Jochen Meister

    Die Künstlerin

    Künstlerin Abir Kobeissi
    Abir Kobeissi
    1998

    Geboren in Beirut (Libanon)
    lebt und studiert in München

    2006 – 2012

    Studium der Innenarchitektur an der Libanesischen Universität, Libanon

    Seit 2017

    Studium der Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste München bei Professorin
    Jorinde Voigt, bei Professorin Eva Grubinger und bei Professorin Johanna Reich

    AUSSTELLUNGEN (AUSWAHL)

    2019

    Abir Kobeissi, Space Nouvelle, Innsbruck (Österreich) Generation 19, Jahresausstellung der Akademie der Bildenden Künste München

    2020

    Seidenstraße 12345 München, Gaertner Stiftung, München

    2021

    Le Rendez-vous, Jahresausstellung der Akademie der Bildenden Künste München

    PREISE

    2017

    Association Philipp Jabr Stipendium, Beirut (Libanon)

    2021

    Jubiläum Stipendium Akademie der Bildenden Künste München

    abirkobeissi.com

    Foto Kunstwerk: © Heinrich Grüning