Kunstkalender 2020 – Kalenderblatt Juli
In ihrem Filmprojekt haben Dolores Burger, German Herzog und Lena Probst einen wilden Mix aus stilistischen Zitaten zu einem glamourösen Triptychon kombiniert. Die drei Teile, hier sind es drei Monitore, werden so miteinander verbunden, dass sie sich ständig gegenseitig ergänzen, kommentieren oder kontrastieren, mit einer irrwitzigen Abfolge von Bildwelten. Dabei wurde keine lineare oder logische Geschichte inszeniert. Stattdessen ist die Handlung rätselhaft und widersprüchlich. Es tauchen Menschen, Tiere und Dinge auf, deren Details zum genauen Beobachten einladen. Doch ebenso schnell wie sie kommen, gehen die Bilder auch wieder. Die Schnitte der einzelnen Szenen sind so gesetzt, dass ein ständiger Wechsel zwischen ruhigen und langsamen Sequenzen stattfindet. Dieses Kaleidoskop bunter Szenen wird durch das dreiteilige Ausgabeformat zwar in einer traditionellen Struktur gebändigt, doch der entsprechende Soundmix greift die wilde Mischung der Bilder wieder auf. Die Auseinandersetzung der Kunst mit sogenannten Neuen Medien hat eine Tradition, die mindestens in die Nachkriegszeit führt, wenn nicht schon beispielsweise zum Dadaismus der 20er Jahre. Zumeist wird eine kritische Haltung durch das Überziehen und damit Bloßstellen der den Medien eigenen Wirkungsmechanismen erzielt. Wenn „alles so schön bunt hier“ ist, wie es die Pop- (und Punk-) Sängerin Nina Hagen in einem ihrer Songs zum damals brandaktuellen TV-Konsum benennt, dann trifft dies erst recht auf unsere durch das Internet geprägte Zeit zu. Die Bilder haben sich seit den klassischen TV-Zeiten nochmals beschleunigt, und die Möglichkeit des schnellen Wechselns ohne Limit verstärkt den Effekt des reinen Konsumierens von Bildern. Dabei ist nicht das Bild an sich ein Problem, sondern seine Wirkung auf die Menschen, die ihre Entscheidungen und Lebensweisen davon beeinflussen lassen, weil sie in der visuellen Kulisse vermeintlich etwas erkennen. In diesem Sinne führt die Videoinstallation das Phänomen sehr deutlich vor Augen.
Text: Jochen Meister