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Kunstkalender 2020 – Kalenderblatt Dezember

Metadaten

Kategorie
Kunstkalender
Mediatyp
Bilder, Video
Jahr
2020

Technische Daten

  • Paul Valentin
  • Nichts
  • 2019
  • Größe (H x B x L): variabel
  • Animationsfilm (2:1, 2K, Stereo)

Nichts

"Das Nichts ist der ultimative Fetisch. Jeder Fetisch entsteht durch das Zuschreiben einer Eigenschaft auf eine Sache, die diese in Wirklichkeit nicht besitzt. Das Nichts allerdings behauptet, überhaupt keine Eigenschaften zu haben, außer der einen: zu existieren – und genau das tut es nicht! Das macht das Nichts zum Fetisch aller Fetische."

Wie kommt ein Film, in dem eine Hasenfrau die Hauptrolle spielt, zu einem so einsilbigen wie schwergewichtigen Titel? Ganz einfach: Paul Valentin hat seine Arbeit der Frage des „Nichts“ gewidmet. Dreh- und Angelpunkt sind philosophische, aber auch naturwissenschaftliche Überlegungen zu diesem Begriff, der ja ein schwer fassbares Phänomen (oder eben kein Phänomen, also nichts?) bezeichnet. Dazu hat er Texte formuliert, die im Film zu hören sind. Wir sind gemeinsam mit der Häsin, die mit großen Kulleraugen in verschiedene Rollen schlüpft, auf der Suche nach dem Nichts. Wir erleben, wie eine Kiste ausgegraben wird, die Dinge wie eine Taschenlampe oder einen Revolver enthält - Sachen, die auf detektivische Abenteuer hinweisen. Und schließlich gibt es ein Diktiergerät in Form einer Möhre, welches den scheinbar von einem Wissenschaftler gesprochenen Text abspielt. Mittels eines Diaprojektors betrachtet die Häsin dann diese und viele weitere Objekte, während die Stimme des Wissenschaftlers sich dämonisch verwandelt und das Nichts als leer und bedrohlich beschwört.
Paul Valentin hat in seinem gut zwanzigminütigen Film zahlreiche Anspielungen verarbeitet, die aus der intensiven, über zweijährigen Beschäftigung mit dem Thema entstanden sind. Er hat den kompletten Film mittels eines Computerprogramms erstellt. Bei der Figur der Häsin überlagern sich mehrere weibliche Charaktere. Ausgangspunkt ist eine ebenfalls computeranimierte Häsin aus der Disneyproduktion „Zootopia“, die als Polizistin und Detektivin diverse Abenteuer bestehen muss. Diese Grundfigur wurde dann mit Zubehör wie einer Sonnenbrille und szenischen Einlagen versehen, die der bereits in den 90er Jahren erfundenen Figur der Archäologin und Abenteurerin Lara Croft entlehnt wurden. Das Trio in einer Person wird komplettiert durch Anleihen an die FBI-Agentin Clarice Starling aus „Das Schweigen der Lämmer“. Wozu der Aufwand? Paul Valentin kreiert eine vielseitige Agentin, die versucht, dem „Nichts“ auf die Schliche zu kommen. Dies ist wohl die schwierigste aller Aufgaben. Der inzwischen mehrfach prämierte Kurzfilm kommt schließlich zu einer Lösung der Frage, was das „Nichts“ sei. Er löst sie auf mit der Behauptung, die eingangs zitiert wird.

Text: Jochen Meister

Der Künstler

Paul Valentin
Paul Valentin
1990

Geboren in München

lebt und studiert in München

seit 2012

Studium der Freien Kunst an der Akademie der Bildenden Künste München bei Professor Stephan Huber und Professor Alexandra Bircken

2019

Diplom an der Akademie der Bildenden Künste München als Meisterschüler

Ausstellungen (Auswahl)

2014

Marianengraben, Haus der Kleinen Künste, München (Gruppenausstellung)

2016

Celeste Prize Exhibition, OXO Tower, London, England (Gruppenausstellung)

2016

Noises, Exchange Rates Brooklyn, New York, USA (Gruppenausstellung)

2017

Add FX, Sluice Gallery, London, England (Gruppenausstellung)

2018

Postdemocratic Picture Party Galerie, Bonn (Gruppenausstellung)

2019

Institut für Alles Mögliche, Teufelsberg, Berlin (Gruppenausstellung)

Preise (Auswahl)

2016

Celeste Prize, OXO Tower Wharf, London (2. Platz)

2019

Karl&Faber Preis, München

2019

Diplompreis des Akademievereins