Kunstkalender 2019 – Kalenderblatt Mai
Zackengebilde und Pflanzenformen finden sich auch bei Hannah Höch. Für Judith Grassl stehen sie für parallele Welten, die blaue Ferne erscheint wie eine Fata Morgana in staubtrockener Wüste, wo nur Kakteen existieren – und der Tod zuhause ist. Allerdings nicht der düstere, schwarze Gevatter aus unseren Breiten, sondern sein fröhlich gefeierter mexikanischer Verwandter. Judith Grassl kopiert Höchs Collage nicht, sondern nimmt sie als Ausgangspunkt für ihre Malerei. Die exakt gezogenen Grenzen der Flächen erzeugen einen Ausschneideeffekt, den sie mit gestischer Pinselführung kontrastiert. Inhaltlich fasziniert die Malerin der Aspekt der Veränderung im Laufe der Zeit. Die Malerei ist eine Erinnerung an eine Collage, die wiederum selbst auf Klischees, also bereits gefertigte Bilder, Bezug genommen hat.
Text: Jochen Meister
Die Künstlerin
