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Kunstkalender 2019 – Kalenderblatt Juni

Metadaten

Kategorie
Kunstkalender
Mediatyp
Bilder, Video
Jahr
2019

Technische Daten

  • Dominik Theobald
  • Separate Realität 11
  • 2018
  • 110 cm x 150 cm
  • Öl auf Leinwand

Separate Realität 11

Kam gerade eine wichtige Nachricht, checkt er routiniert seine E­Mails oder vertreibt er sich bloß die Zeit mit einem Video oder Spiel? Wir werden nicht erfahren, was auf dem Display des Smartphones zu sehen ist, auf das der junge Mann konzentriert schaut. Das Gemälde von Dominik Theobald, Teil einer mehrteiligen Serie, zeigt nicht nur die Interaktion eines Menschen mit einem Gegenstand. Jeder Besitzer respektive Nutzer eines Smartphones weiß, welches besondere persönliche Verhältnis dazu aufgebaut wird. Das Gerät ist der Zugang zur virtuellen Welt der sozialen Netzwerke, der kaum mehr zu trennenden Mischung aus Unterhaltung und Information, der persönlichen Fotoalben, Bankkonten und so weiter... kurz: Es ist der Schlüssel zu einem Teil meiner Identität inklusive der (zumeist visuellen) Erinnerung.

Als Maler erfasst Dominik Theobald eine optisch spezielle Situation; er verzichtet auf bunte Farben und konzentriert sich auf die Textur der Oberfläche, das Zusammenspiel der sichtbaren, persönlichen Pinselspuren. Im mit der rechten Hand auf Kinnhöhe gehaltenen Smartphone verdichtet sich diese Textur. Das dunkle Rechteck des Smartphones mit den abgerundeten Ecken, über welchem diagonal der Zeigefinger liegt, wirkt wie ein magisches Objekt. In diesem Moment schafft es eine besondere Präsenz; Mensch und Maschine werden zu Einem. Der im Brustbild gezeigte Mann widmet sein geistiges Potential ganz der „separaten Realität“ des Monitors.

Der Werktitel steht für die Serie. Auch auf den anderen Gemälden finden Begegnungen mit Schnittstellen zur Virtuellen Realität (VR) statt. Dominik Theobald beschäftigt sich nicht nur in seiner Malerei mit den künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten von VR. Er erstellt selbst optische Räume, in denen sich Avatare mit gemalten und dann eingescannten Applikationen bewegen. Oder er verknüpft haptische Erlebnisse mit visuellen Folien der Oberflächen der tastbaren Dinge. Diese Arbeiten benötigen als Schnittstelle eine VR­Brille, die wiederum auch als Motiv in Gemälden auftaucht. So spiegelt die Malerei den Zustand des Eintretens in die separaten Realitäten. Ob es sich dabei um Fluchtbewegungen aus politischen, sozialen oder ökonomischen Realitäten handelt, ob die Kommunikation eine von Algorithmen gesteuerte Pseudo­Teilhabe an Ereignissen oder Meinungen ist, bleibt unserer Kritik über­ lassen. Festgehalten und gestaltet wird die Frage nach Präsenz in ihrer körperlichen und geistigen Verfassung, wofür das Medium der Malerei eine erstaunlich überzeugende Form gibt.

Text: Jochen Meister

Der Künstler

Dominik Theobald
Dominik Theobald
1982

Geboren in München, lebt und studiert in München

seit 2013

Studium der Freien Kunst an der Akademie der Bildenden Künste München bei Professorin Anke Doberauer

Ausstellungen (Auswahl)

2015

Pop Up Painting, Schillerpromenade, Berlin

2017

Seestück, Galerie im Alten Rathaus, Prien am Chiemsee(Gruppenausstellung)

2018

Kiss Kiss Bussi Bussi, Wiede-fabrik, München(Gruppenausstellung)

2018

Die Kunst ist lang! Und zu kurz ist unser Leben, MAX 33, München (Gruppenausstellung)

2018

15x4, Partner, Virtual Reality, Installation, Deutsches Museum, München