Kunstkalender 2019 – Kalenderblatt März
Eine kompakte Form durchbricht diese einheitliche Struktur. Wie das Auge eines kleinen Sees, einer spiegelnden Wasserfläche wirkt sie. In ihr scheinen sich die Farben des Bildes zu konzentrieren, ja eigentlich zu einer Buntheit zu finden. Das ist vor allem den intensiven blauen und violettroten Tönen zu verdanken, die zwischen schwarzen und weißen Flecken changieren. Schwebt diese Form über dem Feld? Oder schneidet sie es aus? Entscheidend ist die Spannung, die zwischen dieser kompakten Zelle und der Komposition der weiten Landschaft entsteht. Dabei spielt die Referenz auf das Papier als Bildträger jederzeit eine große Rolle. Besonders deutlich wird dies an der tiefsten, dunkelsten Stelle links über dem „Spiegelauge“. Dort, wo der Einschnitt zwischen den hellen Hügeln direkt auf den Horizont trifft, verdichtet sich die Tinte und erscheint wie ein fernes Phänomen inmitten der Bergkette. Die feinen Abstufungen und Schlieren lassen den Himmel daneben wie ein meteorologisches Phänomen erscheinen, voller Dynamik und Veränderung. Schließlich mischen sich noch rötliche Einsprengsel vom oberen Bildrand in die monochrome Farbe. All dies macht deutlich, dass auf dem Papierbogen eine eigene, hermetische Landschaft entstanden ist, die undramatisch, aber entschieden den Regeln der Malkunst folgt.
Text: Jochen Meister
Der Künstler
