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Kunstkalender 2019 – Kalenderblatt März

Metadaten

Kategorie
Kunstkalender
Mediatyp
Bilder, Video
Jahr
2019

Technische Daten

  • Roman Cherezov
  • Winterlandschaft V
  • 2018
  • 120 cm x 80 cm
  • Tinte, Ölpastell auf Papier 

Winterlandschaft V

Der große Papierbogen, auf dem Roman Cherezov seine „Winterlandschaft“ entstehen lässt, ist für ihn eine Art Partner im künstlerischen Dialog. Die wässrige Tinte und die gelösten Pigmente, die vom Papier aufgenommen werden, schaffen einen transparenten Verlauf. Sie verbergen nichts, sondern zeigen deutlich die Dynamik des wässrigen Elements. Der Maler handelt wie ein Katalysator für Formprozesse, die ihren eigenen Regeln folgen dürfen. Und so entwickelt sich ein Dialog, der uns mitnimmt in die Stimmung einer Gegend, einer Region, die nicht geografisch zu benennen ist. Sie erscheint viel mehr wie ein geologisches Phänomen, das an vielen Orten auftreten könnte. Wobei die feinen Linien, welche den spitzen Bergen am Horizont eingeschrieben sind, ja durchaus an Höhenlinien auf Landkarten erinnern. Diese Beobachtung wird jedoch gebrochen durch das Panorama einer weit geöffneten Landschaft. Im Vordergrund scheinen sich Felder auszubreiten, bevölkert von parallelen, vertikalen Stämmen oder Halmen, die durch schnelle Striche mit helleren Ölkreiden auf den dunkleren Tintenflächen ausgeführt sind. Durch das Setzen eines helleren auf einen dunkleren Strich bekommen sie eine gewisse Plastizität.

Eine kompakte Form durchbricht diese einheitliche Struktur. Wie das Auge eines kleinen Sees, einer spiegelnden Wasserfläche wirkt sie. In ihr scheinen sich die Farben des Bildes
zu konzentrieren, ja eigentlich zu einer Buntheit zu finden. Das ist vor allem den intensiven blauen und violettroten Tönen zu verdanken, die zwischen schwarzen und weißen Flecken changieren. Schwebt diese Form über dem Feld? Oder schneidet sie es aus? Entscheidend ist die Spannung, die zwischen dieser kompakten Zelle und der Komposition der weiten Landschaft entsteht. Dabei spielt die Referenz auf das Papier als Bildträger jederzeit eine große Rolle. Besonders deutlich wird dies an der tiefsten, dunkelsten Stelle links über dem „Spiegelauge“. Dort, wo der Einschnitt zwischen den hellen Hügeln direkt auf den Horizont trifft, verdichtet sich die Tinte und erscheint wie ein fernes Phänomen inmitten der Bergkette. Die feinen Abstufungen und Schlieren lassen
den Himmel daneben wie ein meteorologisches Phänomen erscheinen, voller Dynamik und Veränderung. Schließlich mischen sich noch rötliche Einsprengsel vom oberen Bildrand in die monochrome Farbe. All dies macht deutlich, dass auf dem Papierbogen eine eigene, hermetische Landschaft entstanden ist, die undramatisch, aber entschieden den Regeln der Malkunst folgt.

Text: Jochen Meister

Der Künstler

Roman Cherezov
Roman Cherezov
1985

Geboren in Swerdlowsk, UdSSR (jetzt Jekaterinburg, Russland), lebt und studiert in München

2002-2006

Studium der klassischen Malerei und Grafik an der Kunstberufschule Khozhatelevs, Jekaterinburg, Russland

seit 2015

Studium der Freien Kunst an der Akademie der Bildenden Künste München bei Professor Axel Kasseböhmer

Ausstellungen

2012

Ural Industrial Biennial, Jekaterinburg, Russland

2017

Jahresausstellung, Akademie der Bildenden Künste München (Gruppenausstellung)

2018

Jahresausstellung, Akademie der Bildenden Künste München (Gruppenausstellung)

cargocollective.com/romancherezov