Korbinian und Franz Völkl im Firmengebäude in Zolling
Unternehmen

Der Nächste, bitte!

Korbinian Völkl ist 29 Jahre alt, als ihm sein Vater den Chefposten der Völkl Mess-, Steuer- und Regeltechnik GmbH in Zolling übergibt. Die Firma ermöglicht den effizienten Betrieb von Gebäuden – mit innovativen Lösungen
TEXT Marlene Irausek

Dass er einmal sein eigener Chef sein möchte, war für Korbinian Völkl früh klar. Anfang 2023 ist es dann so weit: Er wird Geschäftsführer von Völkl Mess-, Steuer- und Regeltechnik. Sein Vater Franz hatte das Unternehmen 1991 als kleine Werkstatt gegründet, über die Jahre erfolgreich vergrößert und ausgebaut. Im Jahr 2000 entsteht nördlich von Freising ein neues Firmengebäude, wo die Firma heute noch ansässig ist. „Zu diesem Zeitpunkt hat das Unternehmen einen großen Schub gemacht. Seit ich eingestiegen bin, sind wir noch mal stark gewachsen. Das war aber nur möglich, weil mein Vater schon so großartige Arbeit geleistet hatte“, erzählt der Sohn. Und: „Er hat mir freie Hand für Entscheidungen gelassen.“

Mittlerweile beschäftigt Völkl 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: neben Technikern, Programmierern und Projekt­managern auch Bürofachkräfte und Social-Media-Beauftragte.

Fertigung eines Schaltschranks

Eine Besonderheit:

Bei Völkl werden auch die Schaltschränke für die Technik gefertigt

Völkl Mess-, Steuer- und Regeltechnik stattet hauptsächlich öffentliche Gebäude wie Schulen und Industriekomplexe aus. Bei der Gebäudeautomation werden Lüftungen, Heizungen und andere Anlagen so miteinander verbunden, dass nur ein Programm nötig ist, um sie zu steuern und zu überwachen. Denn Ziel ist, die Geräte selbstständig laufen zu lassen und ihre Bedienung zu vereinfachen. „Die ­Gebäudeautomation hat die Funktion eines ‚Herzens‘: Dort laufen alle ­Stränge zusammen. Daten werden ­gesammelt und verarbeitet, um Energieflüsse sinnvoll bereitzustellen.

Mein Vater hat mir freie Hand gelassen

Ein wichtiger Punkt für die Energieeinsparung eines Gebäudes, denn Heizung oder Lüftung laufen nur, wenn sie gebraucht werden“, erklärt Völkl. Im Unternehmen werden auch die dafür benötigten Schaltschränke gefertigt: „Viele Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnikfirmen machen das nicht mehr selbst. Wir wollen die Wertschöpfungskette aber von Anfang bis Ende bieten.“ Techniker planen die Schränke, fertigen diese und montieren sie im ­Anschluss auf der Baustelle. Leitungen werden angeschlossen und ein SPS-Programm (eine speicherprogrammierbare Steuerung) für das Gebäude erstellt. Ein komplexes Zusammenspiel.

Diözesanmuseum in Freising

Das Diözesanmuseum in Freising war eines der größten Projekte des Unternehmens

Tatsächlich wollte Völkl einmal Landwirt werden. Dann aber sprach doch vieles für eine Ausbildung im Bereich der Elektro- und Automatisierungstechnik, nicht zuletzt die Aussicht, in die Firma des Vaters einzusteigen: „Die Arbeit macht mir Spaß. Und mein Vater hat letztlich eine Startrampe für mich gebaut. Ich musste die Rakete nur noch zünden.“ Bereits während des Studiums der Energie- und Gebäudetechnologie in Rosenheim entschließt sich Korbinian Völkl, das Familienunternehmen zu übernehmen. Ab diesem Zeitpunkt dauert der Übergabeprozess aber fast noch drei Jahre. Nach seinem Studienabschluss 2019 beginnt Völkl zunächst, in der Firma als Programmierer und Projektleiter zu arbeiten. Es ist ihm wichtig, das Geschäft mitzuerleben und auch bei den Baustellen dabei zu sein. Sein erstes zu leitendes Projekt: das Diözesanmuseum in Freising. „Das war ein ganz besonderer Auftrag. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1870 und musste kernsaniert werden. Es war nicht nur mein erstes Projekt als Projektleiter, sondern auch unser größter Auftrag in der bisherigen Firmengeschichte“, so Völkl.

Der erste und wichtigste Schritt zur Übergabe war für den heutigen Unternehmer, mit der Familie darüber zu sprechen. Was ist die Meinung der Geschwister? Wie stellt sich der Vater das Prozedere vor, wie der Sohn? Wann soll es so weit sein? „Die Kommunikation zwischen meinem Vater und mir war der Schlüssel, dass alles so reibungslos geklappt hat“, da ist sich Völkl sicher. „Ich habe noch zwei Schwestern, die aber beide in einem ganz anderen Bereich tätig sind. Irgendwie war immer klar: Wenn ich die Firma übernehme, dann allein. Da gab es auch nie Reibereien.“ Ein weiterer wichtiger Schritt, den die beiden machten: ein Beratungstermin bei der Handwerkskammer. Danach wurde in Absprache mit Anwälten und der Steuerberaterin ein sauberes Konzept für die Übergabe erstellt.

All das fand während der Corona-Pandemie statt. „Da kam schon mal kurz die Frage auf, ob es finanziell überhaupt Sinn macht, die Firma zu übernehmen, oder ob es besser ist, angestellt zu bleiben. Die Steuerlasten sind hoch und die Bürokratie macht es einem auch nicht leicht“, erinnert sich Völkl. Nach vielen Gesprächen mit seinen Beratern entscheidet er sich doch dafür. 

Ein Startkredit der LfA mit vergünstigten Zinssätzen ermöglicht ihm die Übernahme. Über seine Hausbank beantragt er den Kredit: „Das war eigentlich das Einfachste in dem ganzen Prozess“, erinnert sich Völkl. „So eine Übergabe macht man normalerweise einmal im Leben. Da muss man seinen Anwälten, den Steuerberatern und den Banken vertrauen können. Wir haben sehr viele Beratungstermine gehabt. Das war wichtig und richtig.“

Wir hatten viele, viele Beratungstermine – das war wichtig

Natürlich ist der Prozess auch eine persönliche Herausforderung. „Für meinen Vater sicher mehr als für mich. Auf einmal nicht mehr der Chef zu sein und die Verantwortung abzugeben, stelle ich mir schwer vor. Er hat das aber wirklich gut gemacht.“ Für Völkl selbst war der Wechsel keine so große Umstellung, außer dass er jetzt mehr Verantwortung trägt. Auch das Team hat die Übergabe gut aufgenommen, denn es wurde immer klar kommuniziert, dass der Junior eines Tages übernimmt.

Vater Franz ist weiterhin im Unternehmen tätig und betreut den Bereich Wartung. Er steht seinem Sohn jederzeit zu Seite, wenn es Fragen gibt oder eine zweite Meinung gebraucht wird. Was sich mit dem neuen Chef geändert hat? Die Firma ist wesentlich digitaler geworden. Völkl hat die Buchhaltung auf papierlos umgestellt. Und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben jetzt ein iPad: „Früher hat man große Pläne mit auf die Baustelle genommen, jetzt hat man alles direkt auf dem iPad. Auch die Stundenerfassung oder Regieberichte und -aufträge werden darüber bearbeitet.“ Während der vergangenen drei Jahre konnte der Nachfolger alles schon so aufbauen, wie er sich das vorstellt – auch weil sein Vater dafür offen war: „Wenn man einen Vater hat, der die Zügel nicht aus der Hand lassen will, ist das schwierig. Mein Vater ist da schon ein entscheidender Faktor, dass es so gut funktioniert. Und dass wir früh genug über alles geredet haben. Das empfehle ich jedem: Sprecht miteinander, sobald es erste Gedanken für eine Geschäftsübergabe gibt!“

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