Der Transformationsdruck ist Aufgabe und Chance zugleich. Die bayerischen Unternehmen stehen vor dem Herausforderungsquartett: Digitalisierung, Dekarbonisierung, Demografie und De-Globalisierung. Alle Industriezweige in Bayern stehen vor einem großen Umbruch: die Metall- und Elektroindustrie genauso wie der Maschinen- und Fahrzeugbau und der Mittelstand. Die Politik muss jetzt die richtigen Weichen stellen, um die energieintensive Industrie beispielsweise mit Hilfe der Wasserstofftechnologie umzubauen und die digitale Infrastruktur auszubauen, um mit Hilfe der Digitalisierung von Prozessen, Produkten und Geschäftsmodelle das Fundament des künftigen Geschäftserfolgs zu legen.
So ist gerade die Digitalisierung des Mittelstands über die Zukunftsfähigkeit der bayerischen Wirtschaft maßgeblich entscheidet. Das Bayerische Wirtschaftsministerium unterstützt hier den Mittelstand mit der „Digitalen Transformationsoffensive“. Wichtige und aussagekräftige Forschungserkenntnisse, die in konkrete Handlungen einfließen, liefert das 2018 gegründete Bayerische Forschungsinstitut für Digitale Transformation (bidt).
Bei der Transformation ist die Demografie der größte Bremsklotz. Der sinkenden Erwerbsbevölkerung können wir nur mit Forschung, Bildung und Zuwanderung begegnen. Die aktuell in Berlin geplanten Haushaltskürzungen bei Forschungsinstitutionen sind aus meiner Sicht der falsche Weg. Sollten diese umgesetzt werden, sind die Internationalisierung von Forschung und Lehre sowie die Zukunftsfähigkeit des deutschen und bayerischen Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort gefährdet.
Es braucht kein Weniger an Geld, sondern ein Mehr an Investitionen, um bei Forschung, Bildung und der Schaffung hochwertiger Ganztagesinfrastruktur in Kitas und Schulen vorne mitzuspielen. Vor allem die naturwissenschaftliche – technische Bildung muss gestärkt werden, um ökonomischen Schaden abzuwenden. Es fehlen laut MINT-Frühjahrsreport 2022 des Instituts der deutschen Wirtschaft (Köln) in der Energie/Elektro, IT und Maschinen- und Fahrzeugtechnik über 320.000 MINT-Arbeitskräfte. Gerade Schülerinnen und junge Frauen sollten mit spezifischen Fördermaßnahmen für Mint-Ausbildungsberufe begeistert werden. Jährlich zum Ausbildungsstart im September vermeldet das Handwerk – eine Branche mit vielfältigen Karrieremöglichkeiten – tausend unbesetzte Ausbildungsstellen. Dem müssen wir entgegentreten. Denn jede nicht genutzte Ausbildungsstelle ist eine nicht genutzte Chance. Nur mit diesen Fachkräften von Morgen sind die Themen der Zukunft Klimaschutz und Energieversorgung zu meistern.
Im Freistaat gibt es bereits erfreuliche Beispiele, wie der Transformationsprozess mit Perspektive erfolgreich gelingen kann. In Oberfranken gibt es ein Aufwind mit Zukunft: In Hallstadt ist die Transformation geglückt. Nach der Schließung der Michelin-Reifenproduktion im September 2019 wurde ein Revitalisierungsprojekt umgesetzt: Die Cleantech Innovation Park GmbH, der vom Wirtschaftsministerium gefördert wird, mit den drei Gesellschaftern Michelin, der Stadt Hallstadt und dem Landkreis Bamberg. Die drei Ziele sind: Durch gezielten Technologietransfer und Förderung der technologischen Innovationen sollen die Themenschwerpunkte Clean Energy, nachhaltige und ressourceneffiziente Produktion und künstliche Intelligenz angepackt werden. Auf dem früheren Michelin-Produktionsgelände sollen sich ab Ende 2023 Start-Ups, Forschungsinstitute (z. B. Uni Bamberg) und mittelständische Unternehmen in einem Innovationszentrum – im Juni dieses Jahres durfte ich den Grundstein legen - um Projekte aus den Bereichen Wasserstofftechnologie und Elektromobilität kümmern.
Ebenfalls vor einer tiefgehenden Transformation stehen die Automobilbranche und deren Zuliefererindustrie. Es gilt den Wandel vom Verbrennungsmotor zu alternativen Antriebsformen, autonomes Fahren und vernetzte Mobilität zu bewältigen. Im Auftrag des Wirtschaftsministeriums hat Bayern Innovativ das Transformationsnetzwerk transform.by ins Leben gerufen. Des Weiteren gibt es bei der technologischen und strategischen Weiterentwicklung für kleine und mittelständische Unternehmen aber auch für Global Player mit den Transformationslotsen neutrale und persönliche Anlaufstellen bei Bayern Innovativ, um die Anpassung der Produktion, der Prozesse, des Produktportfolios und der Geschäftsmodelle erfolgreich zu meistern. So unterstützen beispielsweise der Transformationslotse Automotive kleine und mittelständische Unternehmen, um auf die veränderten Kundenanforderungen und Kostenstrukturen besser vorbereitet zu sein.
Beim bayerischen Weg der Transformation der Wirtschaft ist mir eines wichtig: So viele Menschen und Arbeitnehmer wie möglich müssen mitgenommen und auf die Veränderungen professionell und ausgiebig vorbereitet werden. Dabei kommt es darauf an, mit einer Offenheit und Unvoreingenommenheit die Transformation zu gestalten. Es ist wichtig Ansätze, Konzepte und Erfahrungen, die erfolgreich waren, weiter zu verfolgen und voneinander zu lernen. Gemeinsam müssen wir alles in Bewegung setzen, um den Übergang zu einer ökologischen und ressourceneffizienten Wirtschaft zu schaffen.