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FAKTEN
Finanzierung: Energiekredite (LfA)
Gründungsjahr: 1628
Standort: Neumarkt
Geschäftsfeld: Getränke
Mitarbeiter: 120
↳ www.lammsbraeu.de
Fotos: Conny Mirbach
Text: Stefan Ruzas
Mehr Bio geht nicht
Lammsbräu aus Neumarkt gilt als nachhaltigste Brauerei der Welt. Dahinter steckt nichts als Überzeugung
Das Gluten auf natürlichem Weg aus dem Weißbier zu bekommen ist gar nicht so einfach. Zwei Jahre haben die Braumeister in Neumarkt geforscht, um ein schonendes Verfahren zu entwickeln. Jetzt ist es da, das neue „Lammsbräu Glutenfrei & Weiß“, bestehend aus Bio-Weißbierzutaten wie Weizen- und Gerstenmalz sowie ganzen Aromahopfendolden.
Ja, so sind sie bei Lammsbräu in der Oberpfalz. Schon seit 1977 gibt es dort Umweltleitlinien, nach denen bis heute produziert wird. Lange bevor Öko in Mode kam, begann Inhaber Franz Ehrnsperger auf Bio umzustellen. Weil er der Meinung war, dass die Qualität des bayerischen Bieres und seiner Rohstoffe nachließ. Besseres Bier mit Zutaten aus dem Ökolandbau wollte er brauen. 1986 entstand schließlich der erste Sud Bio-Bier. Er schmeckte direkt nach mehr.
Sechs Jahre später war Lammsbräu die erste Brauerei Europas, die nach der „EG-Bio-Verordnung“ zertifiziert wurde. Noch im selben Jahr verfassten Ehrnsperger und seine Kollegen erstmals einen Öko-Controlling-Bericht, wieder als Pioniere. 24 Berichte sind seitdem erschienen, in denen umweltrelevante, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Unternehmensziele bilanziert und nächste Etappen definiert werden. Und zwar so präzise, dass der Erfolg auch gemessen werden kann.
In der aktuellen Ausgabe steht unter anderem: mit 178.385 Hektolitern neun Prozent mehr Getränkeausstoß als im Vorjahr, wobei für einen Hektoliter nur noch 520 statt wie im Vorjahr 530 Kilogramm Rohstoffe verwendet wurden. Der Stromverbrauch sank pro Hektoliter von 13,2 auf 12,9 Kilowattstunden und die bei der Produktion der Getränke anfallende Abfallmenge um ganze 23 Prozent auf den Bestwert von nur noch 2,7 Kilogramm pro Hektoliter.
Ja, so nachhaltig wirtschaften sie bei der schon 1628 gegründeten Lammsbräu. Und das ist nicht alles: 2015 gelang es erstmals, die Rohstoffe für die damals 19 Bio-Bierspezialitäten zu 100 Prozent von der eigenen Erzeugergemeinschaft für ökologische Braurohstoffe (EZÖB) zu beziehen. Ihr gehören rund 160 Landwirte aus der Region an. Und dann wären da noch Initiativen wie „Bier ohne Gentechnik“, das Bildungsprojekt „wasser on...s’cooltour“ für Kinder oder der Nachhaltigkeitspreis für engagierte Persönlichkeiten.
„Unser Grundverständnis der Nachhaltigkeit kommt aus der tiefen Überzeugung, die Natur zu erhalten“, sagt Susanne Horn, seit 2008 Generalbevollmächtigte bei Lammsbräu, und sie bedauert, dass es nicht mehr Bio-Brauereien gibt: „Je mehr mit uns auf dem Weg wären, desto mehr könnte man für die kommenden Generationen tun. Leider ist die Braubranche in Sachen Nachhaltigkeit aber nach wie vor etwas hintendran.“
23 Millionen Euro Jahresumsatz macht Lammsbräu mittlerweile, nicht nur mit Bio-Bieren, sondern auch mit Bio-Limonaden und Bio-Mineralwasser. Horn: „Wir wachsen auf nachhaltige Weise und haben allein in den letzten zwei Jahren rund zehn Millionen Euro in technische und energetische Neuerungen investiert, davon 2,5 Millionen in Energieeffizienz.“ Sogar eine Mikro-Gasturbine wurde angeschafft, um künftig mit Biogas Wärme und Strom zu produzieren.
Die LfA sei dabei ein wichtiger Partner, so Horn weiter: „Eines unserer großen Themen ist die Unabhängigkeit. Da fühlen wir uns mit der LfA sehr wohl.“
Das Wohlgefühl ist ein wichtiger Faktor, nicht nur beim Eigentümer, im Management oder bei den 120 Mitarbeitern. 2016 hat Lammsbräu die „Bio-regionale Genossenschaft Oberpfalz“ mitgegründet. Wieder mal ist es die erste dieser Art in Deutschland. Ab dem Frühjahr 2017 bauen die mehr als 80 Landwirte ein eigenes Öko-Lager für Druschfrüchte. „Wir unterstützen unsere Landwirte, wo wir nur können“, erzählt die Brauereichefin und lächelt. „Ich liebe das hier. Ich bin mit Leib und Seele dabei.“