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Kunstkalender 2016 – Kalenderblatt Januar

Metadaten

Kategorie
Kunstkalender
Mediatyp
Bilder, Video
Jahr
2016

Technische Daten

  • Bongchull Shin
  • Alpenweg
  • 2015
  • 130 x 130 cm
  • laminiertes Glas, poliert und geschliffen

 

Alpenweg

"Glas fasziniert mich. Das Licht, die Farbe und die Transparenz vereinen sich zu Schönheit." Der koreanische Künstler Bongchull Shin weiß genau, warum er sich bei seinen Kompositionen aus einfachen, geometrischen Körpern für ein Material entschieden hat, das in der Kulturgeschichte einen besonderen Stellenwert besitzt. Dass das immaterielle Licht das Göttliche offenbart, erkannten auch die Erbauer der mittelalterlichen Kathedralen. Die farbigen Flecken, die ihre sonnendurchleuchteten Fenster auf den Kirchenboden werfen, haben den Künstler genauso inspiriert wie die klaren Formen moderner Glasfassaden. Glas ist auch Metapher, nicht nur Funktion. Es hebt von all unseren Sinnen das Sehen hervor, denn es trennt körperlich, was Blicke verbinden. Und wenn das schützende Glas bricht, dann kann es sich in eine verletzende Klinge verwandeln. Davon handeln andere Arbeiten des Koreaners.

Der "Alpenweg" dagegen feiert die Schönheit einer Schöpfung, die ohne Licht vergehen würde. Die Glasquader sind nicht durchgefärbt, sondern bestehen aus Schichten von optischem Spezialglas, zwischen denen hauchdünn Farbe aufgetragen wurde. Die Scheiben wurden in mühevoller Arbeit poliert, um höchste Transparenz zu erzielen. Deshalb leuchten sie unvergleichlich und werfen besonders helle, bunte Schatten. Das Verfahren wurzelt letztlich in der Malerei, die Umsetzung erinnert an abstrakte Skulpturen. Licht jedoch ist auch emotional und erzeugt Stimmungen. Der Titel "Alpenweg" benennt ein konkretes Naturerlebnis. "Die Farben sind Berge, Blumen, Bäume...", erklärt Bongchull Shin, der in einer Gärtnerei aufwuchs und eine große Liebe zu bunten Gewächsen mitbringt. Und er verrät, dass die Anordnung der Farben beim "Alpenweg" kein Zufall ist, sondern sich auf ein Gemälde gleichen Titels von Ernst Ludwig Kirchner bezieht. Der "Farbenmensch", wie Kirchner sich selbst nannte, hat seine Naturerlebnisse in den Schweizer Bergen seit 1918 in expressive Malerei umgesetzt, aus der Shin nun seine eigene Lichtabstraktion destilliert.

Text: Jochen Meister

Der Künstler

Bongchull Shin
Bongchull Shin
1981

geboren in Suwon, Südkorea

2000-2002

Studium der Keramik an der Kookmin University in Seoul, Südkorea

2005-2008

Bachelor

2010

Ausstellung in der Gallery 175 in Seoul, Südkorea

2008-2011

Studium der Glass Art an der Korean National University of Art in Seoul, Südkorea, Master

seit 2011

Studium Glas und Keramik an der Akademie der Bildenden Künste München bei Professor Norbert Prangenberg / Professor Markus Karstieß

2013

Ausstellung in der St. Paul Kirche, München

2015

Ausstellung im Kunstraum Seven Elohim, München

Sammlung:

Alexander Tutsek Stiftung, München
Glasmuseum Alter Hof Herding, Coesfeld

www.bongchull.com