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Kunstkalender 2016 – Kalenderblatt September

Metadaten

Kategorie
Kunstkalender
Mediatyp
Bilder, Video
Jahr
2016

Technische Daten

  • Jonas Johnke
  • Türe im Balanceakt
  • 2015
  • ca. 4,20 x 5 x 7 m, variabel
  • Holz, Elektromotoren, Schalter, Licht – in Aktion

 

Türe im Balanceakt

Das Arbeiten mit Holz hat er gelernt. Wenn Jonas Johnke seine Maschine, wie er die Installation selbst nennt, zusammenbaut, ist das ein Vorteil, aber keine Voraussetzung, denn es geht nicht um die perfekte Gestaltung von Dingen, sondern um Prozesse. Unterschiedliche Handlungsorte sind durch hölzerne Latten so verbunden, dass ein Rundgang entstanden ist. Der schmale Steg führt mal höher, mal tiefer in einer Schleife durch den Raum. Der Künstler selbst balanciert barfuß auf den Holzbalken. Die Maschine ist eine Inszenierung, eine begehbare Skulptur. Johnkes Balanceakt steuert ihre Funktionen. Mittels einer Drehscheibe wird eine Lampe ein- oder ausgeschaltet. Wenn er auf eine Latte tritt, unter der ein selbstgeschnitzter Stiefel befestigt ist, wird durch den mit einer Kupferplatte beschlagenen Absatz ein elektrischer Kontakt betätigt. Dieser löst das über ein Schwungrad gesteuerte Öffnen der Holztüre aus, die im Zentrum des Rundgangs steht und auch im Titel der Arbeit auftaucht. Die Tür schlägt dabei wild hin und her, um schließlich geöffnet stehen zu bleiben. Wenn Johnke sie passiert, löst er einen weiteren Kontakt aus, der einen Holzschuh mit Rädern kreisen lässt. Rätselhafte Aktionen sind es also, die der Balanceakt hervorruft.

Johnke ist ein leidenschaftlicher Sammler von Material und von Erfahrungen. Die auf dem Sperrmüll gefundene Tür mag ein Sinnbild sein. Jedoch sollte man mit Interpretationen vorsichtig umgehen. Das laute Türenknallen ist ein sehr realer Vorgang. Die Metapher der zugeschlagenen Türe ist schnell zur Hand, aber der Balanceakt erzählt dazu keine konkrete Geschichte. Vielmehr beruht der gebaute Weg, so erzählt Johnke, auf einer Diskussion, die er zu Beginn seines Studiums führte. Als er einmal auf Latten balancierte, stellte er sich mit anderen Studenten die Frage, ob dieser "Erkundungsvorgang" nicht bereits ein künstlerischer Akt sein könnte. Hindernisse und Herausforderungen wurden weiterentwickelt. Endlich ist der Balanceakt auch die archaische Ausgabe eines Parcours, wie er bei den beliebten "Jump and Run" - Computerspielen die digitalen Protagonisten in halsbrecherische Aktionen verwickelt, um Hindernisse zu überwinden und voranzukommen. Denken jedenfalls gehört bei Johnke zum Tun dazu, Tun aber eben auch zum Denken.

Text: Jochen Meister

Der Künstler

Jonas Johnke
Jonas Johnke
1983

geboren in Lichtenfels

seit 2013

Studium der Bildenden Kunst / Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg bei Professor Marko Lehanka

2015

Ausstellung "Angetrieben", Kunsttage Detmold

www.cargocollective.com/jonas_johnke